Energiepreise explodieren: Über 50 Grundversorger erhöhen ihre Preise deutlich
Nachdem die Gaspreise bereits die letzten Wochen über stark gestiegen sind, warnen Energiepolitiker vor weiter steigenden Preisen im Winter. Auch von erhöhter Nachfrage in den nächsten Jahren ist die Rede. Liefer- und Versorgungsengpässe sieht das Bundeswirtschaftsministerium jedoch nicht kommen.
In den letzten Monaten hat sich der Erdgaspreis mehr als verdreifacht und liegt nun bei etwa 65 Euro pro Megawattstunde (MWh). Als Grund werden unter anderem die niedrigen Stände der Gasspeicher in Deutschland und die weltweit steigende Gasnachfrage genannt. Da das Frühjahr 2021 vergleichsweise kalt war und mehr Gas benötigt wurde, waren die Speicher leerer als normal.
Die derzeitigen Rekordstände werden auch für den Verbraucher im Winter zu deutlich höheren Kosten für Strom und Gas führen. Ein Musterhaushalt mit 5000 Kilowattstunden Stromverbrauch Etliche Grundversorger haben ihre Preise bereits erhöht oder Erhöhungen angekündigt; schon seit vielen Jahren ist Deutschland bei den Energiepreisen Spitzenreiter in Europa. Die Ursachen dafür liegen in Steuern, Abgaben und Umlagen, die zusätzlich anfallen. Allein die Hälfte des Strompreises für den Endverbraucher setzt sich aus Steuern und Abgaben zusammen, die vom Gesetzgeber festgelegt wurden. Insgesamt hat sich der Strompreis seit der Jahrtausendwende mehr als verdoppelt. Mit einer neuen Bundesregierung könnte allerdings Bewegung in die Debatte um die EEG-Umlage kommen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Umlage in den nächsten Jahren abgeschafft oder zumindest anders finanziert wird, zumindest steht eine Abschaffung in den Wahlprogrammen aller Parteien. Die EEG-Umlage dient der Finanzierung der Stromproduktion aus erneuerbaren Energien und liegt derzeit bei 6,5 Cent pro Kilowattstunde und hat einen Anteil am Strompreis von 21,4 Prozent.
Die ungewöhnlich frühe Verteuerung in 2021 ist allerdings eine Folge von Preissprüngen auf Europas Großhandelsmärkten. Seit vergangenen Herbst hat sich der Großhandelspreis für Strom an der Energiebörse EEX verdoppelt. Grund hierfür ist der europäische Emissionsrechtehandel. Die Verschmutzungsrechte sind zuletzt deutlich teurer geworden. Lag der Preis an der Londoner Terminbörse noch im März 2020 bei unter 16 Euro, notiert er nun bei rund 50 Euro je Tonne und ist so teuer wie nie. Hinzukommen kommen steigende Preise für Erdgas und Steinkohle und einer steigenden Nachfrage nach Elektrizität stehen geringere Erzeugungskapazitäten aufgrund des Steinkohleausstieg und des windstilleren Septembers gegenüber.
Gaspreise steigen schneller als Strompreise
Parallel dazu sind die Gaspreise noch stärker als die Strompreise angestiegen. Mehr als 50 Grundversorger mussten bereits Preiserhöhungen vornehmen, im Durchschnitt um 11,5 Prozent. Hauptursachen für die Entwicklung sind einerseits gestiegene Großhandelspreise für Gas sowie die CO2-Bepreisung. Diese ist von den CO2-Emissionen abhängig und beträgt im Jahr 2021 25 Euro pro Tonne CO2. Bis 2025 steigt sie auf 55 Euro an, bevor die Bundesregierung für 2026 einen Preiskorridor von 55 bis 65 Euro vorgibt. Der Gaspreis steigt allein dadurch um 0,45 bis 1,2 Cent pro Kilowattstunde im Jahr 2026. Im Jahr 2022 wären das schon für einen Musterhaushalt 143 Euro mehr. Diese Kosten geben viele Gasversorger direkt an ihre Kunden weiter.
Aktuell kommt ein weiterer Faktor hinzu, seit Monaten klagt Europas Energiewirtschaft über einen Rückgang der russischen Gaslieferungen – die Gas-Speicher Europas sind wie leergefegt. Branchenbeobachter bewerten die Drosselung der Lieferungen und damit die offensichtliche Angebotsverknappung als Druckmittel, um die Inbetriebnahme der Nordstream 2 Pipeline zu sichern.
Da in der Immobilienbranche große Einsparungspotenziale bei Energieverbrauch und CO2-Emissionen gesehen werden, nimmt sie eine Schlüsselfunktion in der Klimaschutz- und Energiepolitik Deutschlands ein. Im Fokus der Energiepolitik steht der Gebäudebereich, da der Primärenergieverbrauch des gesamten Gebäudebestands bis zum Jahr 2050 gegenüber 2008 um 80 % reduziert sowie die restlichen 20 % durch erneuerbare Energien abgedeckt werden sollen. Vor dem Hintergrund steigender Wärme- und Strompreise ist es nur folgerichtig, dass die Attraktivität energieeffizienter und somit energiesparender Immobilien weiter zunehmen wird, so dass die Energiekosten bei der Suche nach Mietwohnungen eine immer größere Rolle spielen werden.
Bildnachweis: iStock
Schlagwörter: Energie, Gas, Öl, Wohnungswirtschaft