Die Stadt ist für alle da – neue Räume für das Wohnen
Mainz wächst zurzeit jährlich um 2000 Einwohner. Auch in anderen rheinland-pfälzischen Städten sind ähnliche Trends zu beobachten. Die Folge sind steigende Mieten und Baulandpreise. Vor diesem Hintergrund befassten sich die Teilnehmer des 17. Bauforum in Mainz in diesem Jahr mit der Frage, wie der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum gedeckt werden kann. Im Fokus standen dabei die zentralen Themen Baulandverfügbarkeit und -aktivierung.
Erstmals hatte das Bauforum Rheinland-Pfalz in Kooperation mit dem „Bündnis für bezahlbares Wohnen und Bauen Rheinland-Pfalz“, bei dem auch der BFW Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland mitwirkt, zur jährlichen Fachtagung ins Konferenzzentrum des ZDF eingeladen. Unter dem Titel „Die Stadt ist für alle da – neue Räume für das Wohnen“ wurden verschiedene Lösungsansätze zur Bekämpfung des Wohnungsmangels diskutiert – denn gerade Bürger mit geringeren finanziellen Mitteln sind auf bezahlbaren Wohnraum angewiesen.
Trotz Investitionen auf Rekordniveau entwickelt sich der Wohnungsbau in der Rhein-Main-Neckar-Region nicht schnell genug. In Hessen und Rheinland-Pfalz werden zwar viele gelungene Neubauprojekte umgesetzt, doch den Wohnungsunternehmen fehlt es vielerorts an Bauland zur Umsetzung weiterer Vorhaben. Grundstücke bleiben demnach weiterhin das zentrale Nadelöhr beim Wohnungsbau. Die Stadt Frankfurt am Main geht derweil bei der Baulandentwicklung mit gutem Beispiel voran und plant ein großes neues Wohngebiet im Nordwesten der Stadt für bis zu 30.000 Menschen.
Ein großes Problem sind außerdem die ausufernden Vorschriften und Auflagen. Dies betrifft beispielsweise den Energieverbrauch, die DIN-Normen oder die hohen Grund- und Grunderwerbsteuern. Eine wachsende Normen- und Standardflut treibt die Kosten in schwindelerregende Höhen. So hat sich seit 1990 die Zahl der Bauvorschriften von etwa 5.000 auf rund 20.000 vervierfacht. „Deshalb dürfen von politischer Seite keine weiteren Regulierungen und Deckelungen kommen, die Bauen weiter verteuern“, mahnt Gerald Lipka, Landesgeschäftsführer des BFW Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland.
Bei der Überarbeitung der Hessischen Bauordnung zeichnet sich hingegen teilweise eine Verbesserung ab: Unter anderem ist geplant, die Digitalisierung der Baugenehmigungsverfahren voranzutreiben. Die elektronische Form der Baugenehmigung wird von den Branchenvertretern ausdrücklich begrüßt, denn dadurch könnten die Prozesse beim dringend benötigen Wohnungsbau beschleunigt werden, so die einhellige Meinung. Bisher ziehen sich Genehmigungsverfahren oftmals sehr lange hin, weil viele Bauverwaltungen, gerade in ländlichen Regionen, personell unterbesetzt sind.
Um der Übersiedlung der Ballungsgebiete und der gleichzeitigen Landflucht entgegenzuwirken, muss nach Auffassung von Politik und Branchenexperten die Lebensqualität kleinerer und mittlerer Städte im ländlichen Raum gesichert werden, indem beispielsweise Verkehrsanbindungen verbessert, aber auch die baukulturellen Qualitäten vor Ort erhalten und weiterentwickelt werden.
Fotonachweis: BFW Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland