Jede fünfte Wohnung steht leer: Leerstand bei landeseigenen Wohnungen in Baden-Württemberg

In Baden-Württemberg steht nach einer Stichprobe jede fünfte landeseigene Wohnung leer, obwohl die Wohnungsnot vielerorts drängend ist. Damit sind rund 20 Prozent der landeseigenen Wohnungen – insbesondere in Städten wie Stuttgart – ungenutzt. Als Hauptursache nennt das zuständige Finanzministerium einen erheblichen Sanierungsstau. Insgesamt stehen landesweit hunderte Wohnungen leer, obwohl bezahlbarer Wohnraum dringend benötigt wird.

Allein in Stuttgart sind 64 von 311 landeseigenen Wohnungen nicht vermietet. In Städten wie Heidelberg, Ulm und Mannheim zeigt sich ein ähnliches Bild. In Heidelberg stehen 23 von 67 Wohnungen leer, in Ulm und dem Alb-Donau-Kreis sind es 23 von 60 Wohnungen, in Mannheim 11 von 89 Wohnungen und in Tübingen 5 von 51 Wohnungen. Besonders auffällig: In Stuttgart stehen 35 Wohnungen bereits seit über vier Jahren leer. Der Leerstand landeseigener Wohnungen liegt mit 20 Prozent deutlich über dem Landesdurchschnitt von 4,17 Prozent.

Landeseigene Wohnungen befinden sich häufig in historischen Gebäuden, die oft unter Denkmalschutz stehen, wie beispielsweise Schlösser oder ehemalige Finanzämter. Auch durch Erbschaften erhält das Land Baden-Württemberg gelegentlich private Wohnungen oder Häuser. Diese Wohnungen sind in der Regel für Beschäftigte des Landes reserviert und werden intern vergeben.

Die Landesregierung zeigt sich selbstkritisch. Finanz-Staatssekretärin Gisela Splett (Grüne) räumte ein, dass die Reduzierung des Leerstands eine langwierige Aufgabe sei, da umfangreiche Sanierungsarbeiten notwendig seien. Ein Sprecher des Finanzministeriums kündigte an, dass auch die Auslagerung des Wohnungsmanagements an externe Dienstleister geprüft werde, um die Situation zu verbessern.

Opposition und Interessenverbände kritisieren die Landesregierung scharf. SPD-Fraktionschef Andreas Stoch bezeichnete die Zahlen als “schockierend” und warf der Regierung vor, die Wohnfrage nicht zur Priorität zu machen. Auch der Mieterbund forderte, dass die Landesregierung eigene Vorgaben, wie das Verbot von Zweckentfremdung, konsequenter umsetzt. Kritik kam zudem vom Eigentümerverband Haus & Grund, der die Landesregierung aufforderte, den eigenen Immobilienbestand besser zu managen.

Das Land steht in der Verantwortung, angesichts der Wohnungsnot effektive Maßnahmen zu ergreifen und die brachliegenden Potenziale im eigenen Immobilienbestand auszuschöpfen.

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