Wohneigentum im Fokus: Junge Familien im Wohnungsmarkt

In der Diskussion um bezahlbaren Wohnraum steht zumeist der Mietmarkt im Vordergrund. Doch auch das private Wohneigentum ist wichtig für wirtschaftliche Stabilität und die Zukunft des Immobilienmarkts. Bernd Hertweck, Vorstandsvorsitzender der Wüstenrot Bausparkasse, spricht über die aktuellen Herausforderungen beim Eigentumserwerb und erklärt, wie Politik und Bauwirtschaft jungen Familien den Weg zum eigenen Zuhause erleichtern können.

Wenn es um Wohnraum geht, wird der Mietwohnungsmarkt häufig in den Fokus gerückt. Aber warum wird weniger über Wohneigentum gesprochen? Laut Bernd Hertweck liegt das an den politischen Maßnahmen der vergangenen Jahre, die stark auf den Bau von Mietwohnungen in den Städten abzielen. Gleichzeitig haben gestiegene Baukosten und Zinsen den Erwerb von Eigentum für viele schwieriger gemacht. „Zur selben Zeit hat die finanzielle Erschwinglichkeit von selbstgenutztem Wohneigentum aufgrund hoher Preise sowie gestiegener Zinsen und Baukosten abgenommen. Das Ergebnis ist, dass die Wohneigentumsquote stagniert, bei jüngeren Menschen sogar rückläufig ist,“ erklärt Hertweck. Dabei trägt Wohneigentum dazu bei, den Druck auf den Mietmarkt zu verringern. „Wer in die eigenen vier Wände zieht, macht üblicherweise eine Mietwohnung frei. Wohneigentumsbildung dient damit der Wohnraumbeschaffung. Wohneigentum entlastet angespannte (Miet-)Wohnungsmärkte,“ betont er. Deshalb sei es wichtig, beide Märkte gleichermaßen zu unterstützen, um ein gesundes Gleichgewicht zu schaffen.

Wohneigentum stärkt den Einzelnen und die Wirtschaft

Wohneigentum hat für viele Menschen große Vorteile – und das nicht nur finanziell. Deutschland hinkt im europäischen Vergleich bei der Eigentumsquote hinterher, was laut Hertweck langfristig Nachteile zur Folge hat. „Wohneigentum ist die einzige Form der Altersvorsorge, die man schon in jungen Jahren genießen kann. Es ist ein Stück Selbstbestimmung und Garant einer täglich erlebbaren persönlichen Freiheit,“ so Hertweck.

Der Experte verweist auf Studien, die zeigen, dass Eigentümer im Schnitt deutlich mehr Vermögen aufbauen als Mieter. Das liege nicht nur am Wert der Immobilie selbst, sondern auch daran, dass viele Eigentümer diszipliniert sparen, um ihr Haus oder ihre Wohnung zu pflegen. „Der einmal eingeübte Konsumverzicht wird sehr häufig zumindest teilweise weitergeführt, um das Wohneigentum zu pflegen und seinen Wert zu erhalten,“ fügt Hertweck hinzu. Das komme nicht nur den Eigentümern selbst zugute, sondern natürlich auch dessen Nachkommen. Eigentum habe zudem einen positiven Einfluss auf die Nachbarschaft: Sie engagieren sich oft mehr in ihrem Umfeld, sei es in Vereinen oder bei lokalen Projekten, so Hertweck, der ergänzt: „Wohneigentümer setzen sich nachweislich stärker für ihr Wohngebiet ein und engagieren sich häufiger ehrenamtlich, beispielsweise in Vereinen oder bei der freiwilligen Feuerwehr.“

Hohe Hürden beim Erwerb

Trotz der vielen Vorteile bleibt der Erwerb von Wohneigentum für viele in weiter Ferne. Hertweck sieht dafür mehrere Gründe: „Zum einen sind die Baukosten in den vergangenen Jahren sehr stark gestiegen, insbesondere auch durch zunehmende regulatorische Vorgaben.“ Zusätzlich haben sich die Erwerbsnebenkosten, wie die Grunderwerbsteuer, stark erhöht. „Immobilienkäufer müssen je nach Bundesland mit Erwerbsnebenkosten von bis zu zwölf Prozent des eigentlichen Kaufpreises rechnen,“ erklärt Hertweck. Diese Nebenkosten müssten zusätzlich zum erforderlichen Eigenkapital aufgebracht werden – eine erhebliche Hürde für viele junge Familien.

Hinzu komme, dass viele Förderprogramme in den vergangenen Jahren gekürzt wurden. „Die Wohneigentumsförderung auf Bundesebene wurde deutlich zurückgefahren,“ so Hertweck. Hier fordert er mehr Unterstützung, um den Eigentumserwerb wieder für mehr Menschen zugänglich zu machen.

Junge Menschen für Wohneigentum begeistern

In Deutschland kaufen die meisten Menschen ihr erstes Eigenheim im Schnitt erst mit 48 Jahren – das könnte deutlich früher sein, findet Hertweck: „Bis zu diesem Zeitpunkt könnte bei einem Erwerb in jungen Jahren bereits ein gewichtiger Teil des Immobilienwertes abbezahlt sein.“ Besonders junge Familien, die eigentlich am meisten von einem eigenen Zuhause profitieren würden, tun sich schwer, genug Eigenkapital aufzubauen. Um das zu ändern, fordert Hertweck, die Rahmenbedingungen für junge Käufer zu verbessern. Dazu gehöre eine Senkung der Grunderwerbsteuer oder ein Freibetrag für den Ersterwerb von selbstgenutztem Eigentum. Auch müssten die Baukosten gesenkt werden.

Gemeinsam für mehr Wohneigentum: Der Wohneigentumskongress

Mit dem Wohneigentumskongress, der von der Wüstenrot Bausparkasse organisiert wird, möchte Hertweck das Thema Eigentum stärker in den Fokus der öffentlichen Diskussion rücken. „Wir haben den Kongress vor drei Jahren ins Leben gerufen, um Politik, Bauwirtschaft und Finanzwesen zusammenzubringen. Gerade in der aktuellen Situation braucht es starke Netzwerke, um den Zugang zu Eigentum zu erleichtern.“

Die bisherigen Erfolge des Kongresses zeigen, dass dieser Ansatz auf fruchtbaren Boden fällt. „Wir konnten erreichen, dass die Landesregierung angekündigt hat, die Mittel für die Wohnraum-Förderung in den nächsten beiden Jahren aufzustocken,“ berichtet Hertweck. Auch das Thema Grunderwerbsteuer bleibe ein Anliegen, das auf dem Kongress weiterverfolgt werde.

Bildnachweis: Wüstenrot Bausparkasse AG

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