Führungskräfte-Coach verrät: So kommen Arbeitgeber weiterhin an High-Potentials
Stefan Dietz hat Hunderte von Führungskräften trainiert, Firmenfusionen begleitet und Start-ups beraten. Im Interview mit ivm-aktuell.de spricht er über den veränderten Arbeitsmarkt und was das jetzt für die Chefetagen und Personalabteilungen im Land bedeutet.
Vor welchen Herausforderungen stehen Arbeitgeber aktuell auf dem Arbeitsmarkt?
Der Arbeitsmarkt hat sich komplett gedreht. Arbeitgeber müssen sich heute bei den Mitarbeitern bewerben. Umgekehrt läuft es nicht mehr! Es reicht nicht mehr, dass sie nur noch Stellen ausschreiben, warten bis sich genügend Leute bewerben und dann die Besten aussuchen. Arbeitgeber müssen heute dafür sorgen, dass sie bei potenziellen Mitarbeitern bekannt sind und sympathisch wirken. Und das muss im Idealfall schon Jahre bevor sich jene überhaupt erst verändern wollen, passiert sein. Denn die guten Leute sind nicht mehr auf der Suche. Sie sind im Job. Und wenn dort irgendwann einmal der Punkt kommt, dass sie unzufrieden werden und eine Veränderung wollen, dann muss der neue Arbeitgeber längst präsent sein.
Was zeichnet einen guten Arbeitgeber aus? Was sind deine Top-Tipps?
Es werden die Arbeitgeber überleben, denen das Wohlergehen ihrer Mitarbeiter ein ehrliches Anliegen ist. Sie müssen sich richtig darum kümmern, dass sich die Leute gut aufgehoben fühlen. Der richtige Mensch muss am richtigen Platz sein, die Mitarbeitenden wollen wertgeschätzt sein. Und es braucht eine gute und klare Führung. Wer dies vereint, der hat begeisterte Mitarbeiter, die sich mit dem Arbeitgeber identifizieren. Und die tragen dies dann auch weiter. Das ist wie mit einer guten Party: Die spricht sich rum, da will man dabei sein.
Wie funktioniert der Bewerbungsprozess künftig?
Im Idealfall wie gutes Dating: also sympathisch, interessant und ohne große Hürden. Wenn man zuerst einmal Bewerbungsunterlagen hochladen und sich auf einem Bewerbungsportal registrieren muss, schreckt das ab. Das funktioniert nur für Leute, die konkret Stellen suchen. Aber eigentlich brauchen wir Gelegenheiten, Menschen zwanglos kennenzulernen. Man muss Anlässe schaffen, um sich kennenlernen zu können. Ich denke da an kurze Online-Termine, ein schönes Meeting, eine Unternehmensveranstaltung, ein virtuelles Coffeedate. Ganz erfolgreiche Unternehmen bauen sich einen Talentpool auf. Das funktioniert so, wie man es aus dem klassischen Marketing kennt: Jeder, der passen kann, bleibt im Loop und bekommt immer wieder Informationen und Einladungen zugespielt und irgendwann ist er oder sie ein neuer Mitarbeiter.
Dein neues Buch handelt von Workation, was reizt dich an diesem Arbeitsmodell?
Es geht um die neue Freiheit des Arbeitens. Die Idee bei Workation ist: Alles was man im Homeoffice machen kann, kann man auch irgendwo anders machen. Also warum nicht dort arbeiten, wo einem das Herz aufgeht? Bei mir ist das tatsächlich irgendwo, wo es warm und das Meer in der Nähe ist. Bei anderen sind es die Berge oder der Camper. Wir können uns die Arbeit dorthin mitnehmen, wo wir gerne sind und wo wir gutes Internet haben. Dieses Modell wird für immer mehr Menschen verfügbar, die einen Bürojob haben und homeoffice-fähig werden. Die Firmen müssen einfach flexibler werden und gewinnen dabei einen super Benefit für attraktive Jobs.
Mehr Infos zu Stefan Dietz.
Schlagwörter: Arbeitsmarkt, New Work, Personal, Recruiting, Tipps, Workation