Klimaziele in Gefahr? Studie zeigt niedrige Sanierungsquoten

Deutschland liegt im Gebäudesektor weit hinter den erforderlichen Sanierungsquoten für das Erreichen der Klimaziele. Um die CO₂-Emissionen bis 2030 spürbar zu reduzieren, wäre eine jährliche Quote von zwei Prozent im Gebäudebestand nötig. Doch aktuelle Prognosen zeigen, dass diese Vorgabe für die Jahre 2024 und 2025 deutlich verfehlt wird.

Laut der Studie des B+L Marktdaten-Instituts, durchgeführt im Auftrag des Bundesverbands energieeffiziente Gebäudehülle (BuVEG), lag die Sanierungsquote in den ersten drei Quartalen 2024 bei nur 0,72 Prozent. Im vierten Quartal wird nur noch eine Quote von 0,61 Prozent erwartet. Insgesamt wird für 2024 eine Quote von lediglich 0,69 Prozent prognostiziert. Damit ist der Anteil an Sanierungen im Vergleich zu den Vorjahren weiterhin gesunken und liegt noch immer unter den erforderlichen zwei Prozent: 2022 betrug die Rate 0,88 Prozent und 2023 nur noch 0,7 Prozent.

Jan Peter Hinrichs, Geschäftsführer des Bundesverbands energieeffiziente Gebäudehülle, betont: “Die Aktivitäten bei der energetischen Sanierung bleiben weiter auf einem besorgniserregend geringen Niveau, das sich leider weiter verfestigt. Eine Trendwende ist nicht in Sicht. Mit Blick auf den anstehenden Winter werden erneut viele Menschen in Deutschland zu spüren bekommen, was es bedeutet, in einem energetisch schlechten Gebäude zu leben: der Verbrauch großer Mengen von Heizenergie und damit hohe Heizkostenabrechnungen.”

Im Jahr 2023 wurden 275.000 Wohneinheiten energetisch saniert. Wird diese Zahl anhand der Sanierungsquote für 2024 betrachtet, würde dies 270.000 Wohneinheiten ergeben, die in diesem Jahr energetisch ertüchtigt werden. Laut der Leitstudie “Aufbruch Klimaneutralität” der staatseigenen Deutschen Energie-Agentur (dena) wären jedoch 460.000 sanierte Wohneinheiten notwendig und im Jahr 2030 sogar 730.000, um die Klimaziele erreichen zu können. Die heutigen Sanierungsquoten sind davon weit entfernt. Ein Gutachten des Bundeministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) aus 2022 berechnet im Vergleich einen Wert von 1,7 bis 1,9 Prozent, um Deutschland bis 2045 klimaneutral zu machen – aber auch hier sind die aktuellen Zahlen weit entfernt.

Jan Peter Hinrichs erläutert weiter: “Es herrscht großer Nachholbedarf bei der energetischen Sanierung von Fassaden, Dächern und Fenstern in Deutschland. Für Bewohner hat eine bessere Gebäudehülle jedoch eine Reihe nachgewiesener Vorteile: Der Heizenergieverbrauch wird drastisch gesenkt, ebenso die laufenden (Neben-)Kosten und die Immobilie gewinnt spürbar an Komfort. Außerdem steigt der Wert, was Eigentümern Planungssicherheit verschafft.”

Gesetzliche Vorgaben und Fördermaßnahmen bislang unzureichend

Die novellierten Regelungen des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) und die reformierte Bundesförderung für energieeffiziente Gebäude (BEG) werden nach aktuellen Berechnungen nicht ausreichen, um die Klimaziele im Gebäudebereich bis 2030 zu erreichen, heißt es in einem Bericht des Forschungsinstituts für Wärmeschutz (FIW). Das Forschungsinstitut geht im Gutachten davon aus, dass die Treibhausgasemissionen im Jahr 2030 rund 80 Millionen Tonnen betragen könnten und damit deutlich über dem Zielwert von 67 Millionen Tonnen lägen.

Gebäude-Allianz fordert verstärkte Maßnahmen

Angesichts dieser Entwicklungen fordert die Gebäude-Allianz, ein Bündnis aus 30 Verbänden und Initiativen, umfassendere Maßnahmen zur Schließung der Klimaziehlücke. Neben einer verlässlichen und langfristigen Förderkulisse plädieren die Verbände für den flächendeckenden Einsatz erneuerbarer Wärmeversorgung. Die Sanierung des Gebäudesektors bleibt damit eine zentrale Herausforderung für die Energiewende in Deutschland, denn ohne signifikante Fortschritte drohen langfristige Zielverfehlungen.

Bildnachweis: iStock

Schlagwörter: ,