Impulse für die Immobilienbranche
Zahlreiche Vertreter aus Immobilienwirtschaft, Verbänden, Politik und Wirtschaft haben sich anlässlich des Neujahrsempfangs des BFW Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland am 27. Januar 2016 in den Räumen der Taunus-Sparkasse in Bad Homburg getroffen, um gemeinsam die kommenden Herausforderungen für die Branche zu diskutieren. Als Gastredner referierte Prof. Dr. Gerald Graf, Inhaber des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre an der Universität Mannheim, über strategische Wachstumsoptionen für Unternehmen der Immobilienwirtschaft.
Zuvor hatte Raimund Becker, Generalbevollmächtigter Leiter für die Geschäftsbereiche Kommunen, Investoren und Projektentwickler, als Vertreter der gastgebenden Taunus-Sparkasse die rund 50 Teilnehmer begrüßt und eine kurze Einschätzung zu aktuellen Entwicklungen am Finanzmarkt gegeben. „Der Wohnungsmarkt ist nach wie vor durch eine sehr angespannte Situation geprägt, die durch den Flüchtlingszustrom weiter verschärft wird. Eine Angebotsausweitung ist notwendig, zeichnet sich jedoch nicht wirklich ab“, so Becker. Die Politik scheine aber erkannt zu haben, dass in diesem Punkt etwas getan werden muss. Was das konkret bedeute, bleibe allerdings abzuwarten.
Sonja Steffen, Vorstandsvorsitzende des BFW Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland, erinnerte in ihrer Ansprache an zahlreiche polarisierende Themen, die die Immobilienbranche in den vergangenen Monaten beschäftigt haben. „2015 war der Markt von vielen Transaktionen geprägt – klassischerweise durch Wohnungsübernahmen von großen Immobilien-AGs. Den großen Transaktionsvolumina steht jedoch die dringend notwendige Bereitstellung bezahlbaren Wohnraums gegenüber, was Einfluss auf die Renditen haben wird. Die große Herausforderung wird deshalb sein, einem Stillstand im Wohnungsneubau entgegenzuwirken. Nichtsdestotrotz bin ich überzeugt, dass auch 2016 ein erfolgreiches jahr für die Immobilienwirtschaft werden wird“, betonte Steffen.
Die aktuelle politische Diskussion griffanschließend Gerald Lipka, Landesgeschäftsführer des BFW Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland, auf. „In verschiedenen Gesprächsrunden wird beklagt, dass gerade im Rhein-Main-Gebiet viele Menschen ihre persönlichen Vorstellungen des Wohnens nicht mehr erfüllen können. Die Preisentwicklung auf dem Wohnungsmarkt macht es gerade jungen Familien immer schwerer, Eigentum zu bilden. Diese Anspannung, insbesondere in den ballungsräumen, ist natürlich für alle gesellschaftlichen Gruppen spürbar.“ Aus Sicht des BFW folge der Wohnungsmarkt einfachen wirtschaftlichen Gesetzmäßigkeiten, machte der Landesgeschäftsführer deutlich: „Ein knappes Angebot führt zu steigenden Preisen, Zuzug führt wiederum zu steigendem Bedarf. Vor diesem Hintergrund ist einfach notwendig, mehr zu bauen, um die Spannung auf den Wohnungsmärkten zu dämpfen. Trotz des angeblichen Baubooms im vergangenen Jahr sind wir immer noch weit entfernt von den baufertigstellungszahlen von 2000“, so Lipka weiter. Der über Jahre entstandene Fehlbedarf werde nun durch den Zuzug von Flüchtlingen verschärft. Deshalb habe der BFW immer wieder deutlich gemacht, dass die Mitgliedsunternehmen gerne bauen möchten. Lipka: „Ein aktueller Ansatz ist die vom Bundeskabinett verabschiedete Einführung einer Sonderabschreibung. Die Gebäudeherstellungskosten sollen demnach nicht mehr als 3.000 Euro pro Quadratmeter betragen, wobei eine Begrenzung auf 2.000 Euro pro Quadratmeter vorgesehen ist.“ Dem BFW gehe dieser Ansatz jedoch nicht weit genug, so der Landesgeschäftsführer. Seit Jahren bereits setze sich der Verband für eine Erweiterung der Sonder-AfA auf eigengenutzte Wohnungen ein. „An dieser Forderung halten wir fest“, so Lipka. Mehr zu diesem Thema lesen Sie auf Seite 22 dieser Ausgabe.
Im Anschluss zeigte Prof. Dr. Gerald Graf, Leiter des Instituts für Unternehmensführung (IfU) auf, durch welche Strategien Unternehmen aus der Immobilienwirtschaft Wachstum erzielen können. Dazu sieht der Experte gute Möglichkeiten, denn: „Bis 2009 hatte sich der Immobilienmarkt negativ entwickelt, bevor ab 2010 eine Trendwende eingeläutet wurde. Aktuell sind die Rahmenbedingungen günstig: Niedrige Zinsen treffen auf ein großes Investitionsbegehren von institutionellen und privaten Anlegern.“ Graf identifizierte für Immobilienunternehmen vier mögliche Stoßrichtungen: Intensivierung der Marktbearbeitung, Erschließung neuer Märkte, Produktentwicklung sowie die Kombination aller drei Strategien.
Fotonachweis: BFW Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland