Blick nach …Würzburg
Die „Immobilien Wirtschaft Bayern“ richtet in dieser Rubrik den Blick jeweils in eine der vielfältigen Städte und Gemeinden Bayerns. In dieser Ausgabe wird Würzburg ins Auge gefasst: Einblicke in die Stadt am Main gewährt Oberbürgermeister Christian Schuchardt.
Herr Schuchardt, von welchen Standortfaktoren profitieren Würzburger Unternehmen?
Würzburg liegt verkehrlich sehr gut angebunden im Herzen Deutschlands und Europas. Der Studierendenanteil ist auf Spitzenniveau. Drei Hochschulen, eine beeindruckende Palette an Forschungsinstitutionen und Würzburgs Schullandschaft sorgen für gut ausgebildete Fachkräfte in vielen Branchen. Eine innovative und vernetzte Gründerszene hat dies längst – auch international – als Standortvorteil erkannt. Die hohe Lebensqualität und zahlreiche kulturelle Angebote freuen Mitarbeiter und Tagungsgäste nach Feierabend.
Rund um das Thema Wohnraum gibt es in Bayern unterschiedliche Herausforderungen. Was beschäftigt Sie in Würzburg?
Würzburg ist eine wachsende Stadt mit einem Wohnraumbedarf von 6.400 bis 9.400 weiteren Wohneinheiten bis 2030. Wir müssen neuen Wohnraum schaffen. Wir setzen dabei auf Innenentwicklung und gezielte Arrondierungen. Neben bedarfsgerechten Angeboten für alle Zielgruppen ist vor allem die Schaffung und Sicherung von bezahlbarem Wohnraum die große Herausforderung.
Können Sie ein Beispiel einer gelungenen Quartiersentwicklung der Stadt Würzburg nennen?
Eine besonders gelungene Quartiersentwicklung stellt die Zellerau im Rahmen des Programms „Soziale Stadt“ dar. Durch unsere quartiersstärkenden Maßnahmen (Grünflächenvernetzung, Jugendzentrum, Platzgestaltungen etc.) wurde auch qualitätsvoller privater Wohnungsbau initiiert: Mit dem Bürgerbräu-Areal entstand – ebenfalls getragen durch private Investoren – ein gewerblicher und kreativer Ort, dessen Mix für Würzburg und das Umland attraktiv ist.
Welche besonderen städtebaulichen Entwicklungsmaßnahmen hat die Stadt Würzburg in den nächsten Jahren geplant?
Die Konversionsfläche Hubland: Innovative Architektur, die Ressourcen schont, sozial verträglicher Wohnungsbau in hochwertigen Wohnquartieren, ein kulturelles Stadtteilzentrum, dessen Herz ein grüner Park ist, hochmoderne Mobilitätsangebote – hier ist bereits viel entstanden. Dieses Jahr findet dort die Landesgartenschau statt. Nach der Gartenschau werden weitere Quartiere entwickelt. Das Gelände stellt mit rund 2.000 neuen Wohneinheiten den Wohnungsbauschwerpunkt der Stadt dar.
Die Stadt Würzburg ist mit einem hohen Stickstoffdioxid-Ausstoß durch den Pendlerverkehr belastet. Welche Alternativ-Mobilitätskonzepte schlagen Sie vor? Ist die Elektromobilität die Lösung für eine nachhaltige Verkehrsentwicklung sowohl für die Stadt als auch die Region Würzburg?
Elektromobilität ist ein Baustein – wichtig ist aber ein ganzheitlicher Ansatz unter Einbindung des Umweltverbunds sowie der Digitalisierung und innovativer urbaner Logistik. Aktuell erarbeiten wir hierfür mit dem Green-City Plan ein umfassendes Mobilitätskonzept, mit nachhaltigen Lösungen zur Verbesserung der Verkehrs- und damit Luftsituation.
Der Freistaat Bayern feiert im Jahr 2018 sein 100-jähriges-Bestehen. Wie feiert das Würzburg?
Beabsichtigt ist von Seiten unseres Stadtarchivs Ende Oktober/Anfang November 2018 eine Ausstellung zum Übergang von der Monarchie zur Republik zu zeigen, die von einem kleinen Vortragsprogramm begleitet sein soll. Im April 2019 soll dann die Ausstellung nach Möglichkeit – verbunden mit einer kleinen Buchpräsentation – mit Blick auf die kurzlebige Würzburger Räterepublik und deren Niederschlagung noch einmal in der Residenz gezeigt werden. Darüber hinaus ist für den 11. November 2018 eine städtische Feier im Rathaus zur Erinnerung an das Ende des Ersten Weltkriegs und den Zeitenwechsel vor 100 Jahren vorgesehen.
Was macht Ihre Stadt zu etwas ganz Besonderem?
Würzburg ist mit Blick auf das Durchschnittsalter eine sehr junge Stadt, bietet aber meines Erachtens allen Generationen eine hohe Lebensqualität. Romantisch am Main gelegen, von Weinbergen umgeben, finden sich in malerischer und historischer Kulisse das ganze Jahr über Anlässe für Feiern und kulturelle Highlights – vom Mozartfest in der Residenz bis zum Brückenschoppen auf der Alten Mainbrücke.
Was ist für Sie Heimat? Was verbinden Sie mit dem Heimatbegriff?
Es gibt sehr viele Versuche „Heimat“ zu definieren. Würzburg ist stolz vielen Menschen unabhängig von Herkunft, Religion oder persönlicher Orientierung Heimat zu bieten. Mit diesem Begriff sollte nämlich ein persönliches Gefühl von Glück, Gemeinschaft und Geborgenheit verbunden sein. Das entscheidet jeder Mensch individuell.
In welchen Projekten ist Ihre Stadt Pionier?
Spannende Pionierprojekte waren in Würzburg zuletzt meist auch ökologisch geprägt. Unsere neue Umweltstation wird aktuell aus Recycling-Beton errichtet, wir suchen mit Hightech-Sensoren bis in die feinste Verästelung den perfekten Stadtbaum und im neuen Stadtteil Hubland wollen wir beweisen, dass attraktiver mehrgeschossiger Wohnungsbau auch aus Holz sein kann.
Fotonachweis: iStockphoto, Juergen Sack
Schlagwörter: Bayern, Heimat, Immobilien, Immobilienpolitik, Immobilienwirtschaft, Interview, Quartiersentwicklung, Städtebau, Wohnraum, Wohnungswirtschaft, Würzburg