Bundesbauministerin Geywitz „Die Lage am Bau ist stabil“ – Kritik aus der Branche
Klara Geywitz, Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, zeigt sich optimistisch hinsichtlich der aktuellen Situation und Zahlen der Baubranche, was auf Kritik innerhalb der Branche stieß. Zwar wurden 2023 mehr Wohnungen als vom ifo-Institut prognostiziert fertiggestellt, dennoch fehlt es nach wie vor an ausreichend Wohnraum.
Im Jahr 2023 wurden laut Statistischem Bundesamt insgesamt 294.400 Wohnungen, ähnlich wie im Vorjahr, fertiggestellt – 225.000 hatte das Münchener Ifo-Institut für das Jahr prognostiziert. Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) zieht aus dem Jahr eine positive Bilanz: „Die Baufertigstellungszahlen für 2023 zeigen ganz deutlich: Die Lage am Bau ist stabil. Neben den 294.400 fertiggestellten Wohnungen befinden sich derzeit weitere 390.900 Wohnungen im Bau. Mit unserer zielgerichteten Wohnungspolitik haben wir die richtigen Anreize gesetzt, um Projekte aus dem Bauüberhang trotz der schwierigen Rahmenbedingungen am Bau zu realisieren.“ Auch beim sozialen Wohnungsbau soll es im Jahr 2023 einen deutlichen Zuwachs bei den Bewilligungszahlen gegeben haben. Dabei soll die Zahl der geförderten Wohneinheiten um mehr als 20 % auf insgesamt 49.430 gestiegen sein. Insgesamt 18,15 Milliarden Euro soll der Bund den Ländern bis 2027 zur Verfügung stellen.
Mit diesem Optimismus stieß die Sozialdemokratin auf wenig Verständnis in der Baubranche. So vertritt ZIA-Präsident Dr. Andreas Mattner eine deutliche andere Meinung. Aus seiner Sicht ist die Baubranche keinesfalls stabil, vielmehr würde der Fehlbedarf immer größer werden. „Die Zahlen zu den Fertigstellungen in 2023 sind nur Vollzugsmeldungen für Projekte, die noch in der guten alten Zeit unter besseren Bedingungen gestartet wurden“, merkt Mattner außerdem an. Er schätzt die Zukunft der Baubranche aufgrund der rapiden Zins- und Baukostensteigerungen durchwachsen ein und rechnet mit Verzögerungen in der Fertigstellung neuer Wohnungen. Kürzlich veröffentlichte Zahlen zu Baugenehmigungen im März zeigen, dass die Anzahl der genehmigten Projekte im Vergleich zum März des Vorjahres um 24,6 Prozent gesunken ist. Bei Einfamilienhäusern war der Rückgang mit 35 Prozent sogar noch deutlicher.
Auch Axel Gedaschko, Präsident des GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen, zeigt sich besorgt und betont, dass die aktuellen Zahlen nicht die Realität widerspiegeln und aus der Zeit vor der Baukrise stammen würden. Laut ihm zeigen die Fertigstellungszahlen, auch im Bereich der Sozialwohnungen, deutlich nach unten. „Die Zeit des Zögerns muss jetzt ein für alle Mal vorbei sein. Bund, Länder und Kommunen müssen gemeinsam alles für den bezahlbaren und sozialen Wohnungsbau tun“, appelliert Gedaschko.
Dabei gibt es weiterhin einen erheblichen Bedarf an neuen Wohnungen. Die Ampelkoalition hatte 400.000 neue Wohnungen pro Jahr versprochen, davon 100.000 Sozialwohnungen. Dieses Versprechen wurde jedoch vor der Ankunft von rund einer Million ukrainischer Flüchtlinge und dem aus dem Krieg resultierenden Anstieg der Zinsen und Baustoffkosten gegeben.
Trotzdem bleibt Geywitz optimistisch und betonte: „Die Förderung des Bundes wirkt. Und wir unterstützen weiter. Im Sommer starten wir ein Programm, um Familien beim Bestandserwerb zu unterstützen, im Herbst kommt ein neues Förderprogramm für bezahlbaren Neubau im Niedrigpreissegment. Unsere Förderpolitik und die deutlich verbesserten Rahmenbedingungen am Bau, wie der Rückgang der Inflation und Bauzinsen sowie Einkommenszuwächse und vermehrte Hypothekenabschlüsse, werden die Bau- und Wohnungsbranche weiter unterstützen.”
Die Zweifel innerhalb der Branche, ob diese Maßnahmen ausreichen, bleiben. Die Förderung für das Niedrigpreissegment ist bereits verzögert, und es besteht die Sorge, dass ökologische Anforderungen zu hoch sein könnten.
(Bildquelle: BMWSB – Stefanie Loos)