Erfahrungsaustausch mit Weitsicht
Weit mehr als 100 Vertreter der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft sind am 14. September 2016 der Einladung des BFW Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland gefolgt und haben am traditionellen Bauträgertag im Hotel Mercure in Eschborn teilgenommen. Den thematischen Schwerpunkt der Fachveranstaltung bildete in diesem Jahr die Beschaffung, Finanzierung und Entwicklung von Grundstücken in der Rhein-Main-Region. Als Kooperationspartner des Bauträgertags hat sich darüber hinaus die „Allianz für Wohnen in Hessen“ vorgestellt.
Erst wenige Wochen vor dem Branchentreffen in Eschborn hatte Ministerin Priska Hinz bei der Vorstellung ihrer Wohnungsbedarfsprognose alleine für das Rhein-Main-Gebiet einen jährlichen Bedarf von 30.000 neuen Wohnungen prognostiziert. Und, so die Ministerin, der größte Teil des vorhandenen Bedarfs müsse durch frei finanzierten Wohnungsbau gedeckt werden. Genau diese Aussage griff Gerald Lipka, Landesgeschäftsführer des BFW Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland folgerichtig bei seiner Begrüßungsansprache auf: „Gerne wollen die im BFW organisierten mittelständischen Bauträger, Projektentwickler und Architekten diese gesellschaftlich wichtige Aufgabe erfüllen.“ Ein zentrales Problem bei der Schaffung neuen Wohnraums sei jedoch gerade im Rhein-Main-Gebiet die Suche nach Grundstücken, womit der Hauptgegenstand der fachlichen Debatte gleich zu Beginn der Veranstaltung vorgezeichnet war. Durch das Programm führte wie bereits in den Vorjahren Rainer Richarts, Vorsitzender des Bauforums Rheinland-Pfalz.
Der erste Fachvortrag des Tages widmete sich dem „Erfolgsfaktor Mensch“. Unter diesem Titel ging Klaus Leuchtmann, seit 2003 Vorstandsvorsitzender des Europäischen Bildungszentrums der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft (EBZ), der Frage nach, warum Personalentwicklung für mittelständische Unternehmen immer wichtiger wird. Der Politikwissenschaftler war bereits in verschiedenen Wirtschaftsverbänden sowie als Berater im IT- und Medienbereich tätig. Er ist seit 1992 Mitglied des Fachausschusses Berufliche Bildung und Personalentwicklung des GdW-Bundesverbands deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen und seit 2004 in der Initiative Wohnungswirtschaft Osteuropa als Mitglied des Vorstands für den Bereich Bildung zuständig.
Im Anschluss befasste sich Thomas Müller, Geschäftsführer der Terramag GmbH aus Hanau, mit der „Zukunftsaufgabe Flächenentwicklung“ und stellte die rhetorische Frage in den Raum, ob es sich dabei um eine unlösbare Aufgabe handle. Der öffentlich bestellte Vermessungsingenieur ist Mitglied im Gutachterausschuss und Projektleiter im Konversionsstab der Stadt Hanau. Seine Firma Terramag ist der erfolgreichste kommunale Baugebietsentwickler in der Region Frankfurt/Rhein-Main und ausgewiesener Spezialist für strategisches Bodenmanagement, treuhänderische Baulandentwicklung sowie Stadtentwicklung. Darüber hinaus ist Terramag spezialisiert auf die Konversion ehemaliger Industrie- und Militäranlagen sowie die Vermarktung der Flächen mittels geeigneter Internetportale.
Rechtliche Rahmenbedingungen standen im Mittelpunkt bei Christiane Stoye-Benks Vortrag mit dem Titel „Städtebauliche Verträge – Chancen und Risiken eines häufig genutzten Instruments“. Die württembergische Notariatsassessorin von der Kanzlei Menold Bezler aus Stuttgart machte die Zuhörer insbesondere auf verschiedene Fallstricke bei der Gestaltung von städtebaulichen Verträgen aufmerksam. Stoye-Benk ist Vorstandsmitglied des Immobilienforums Stuttgart und Beiratsvorsitzende des Vereins Immobilienwirtschaft Stuttgart (IWS) sowie Leiterin des Fortbildungsbereichs des Württembergischen Notarvereins Stuttgart. Außerdem ist sie Lehrbeauftragte an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg und an der Akademie der Immobilienwirtschaft, Lehrbeauftragte im Masterstudiengang Real Estate am Steinbeis-Transfer-Institut sowie Dozentin bei der Deutschen Anwalt-Akademie Berlin.
Fortgesetzt wurde das Programm von Thomas Weber, geschäftsführender Gesellschafter des Versicherungsspezialisten Kern & Weber mit Sitz in Baden-Baden. Unter dem Titel „Der Bauträger im Spannungsfeld der zu stellenden Sicherheiten“ beleuchtete in erster Linie, welche Rolle Bürgschaften bei der Absicherung von Projekten spielen können. Zu den Arbeitsschwerpunkten des Versicherungsbetriebswirts zählen unter anderem die Organisation, Beschaffung, Strukturierung und Betreuung der Bürgschafts- sowie Avallinien für Bauträger.
Über „Preisliche Differenzierung und Potenziale der einzelnen Wohnlagen in Frankfurt und Rhein-Main“ referierte danach Frank Alexander, geschäftsführender Alleingesellschafter der Firma Hermann Immobilien aus Bruchköbel. Durch die Spezialisierung auf die Vermarktung von Neubau-Immobilien im Rhein-Main-Gebiet verfügt er mit seinem Team über eine einzigartige Kompetenz und ein großes Netzwerk in der Branche. Die Hermann Immobilien GmbH ist auf die Entwicklung und Vermarktung von Neubau-Wohnprojekten im Rhein-Main- Gebiet spezialisiert. Das Unternehmen vermarktet pro Jahr im Schnitt 400 Wohneinheiten. Das größte Augenmerk legen die Spezialisten auf die Phase der Projektentwicklung. Mit fünf Niederlassungen in Frankfurt, Wiesbaden, Bad Homburg, Gelnhausen und Bruchköbel ist das 30-köpfige Team in der Region vertreten. In vielen Fällen akquiriert das Unternehmen auch die Grundstücksareale. Die komplette Marketing- und Vertriebsleistung wird den Bauträgern aus einer Hand zur Verfügung gestellt.
Den thematischen Abschluss bildete schließlich wieder ein juristisches Thema: Unter dem Titel „Innenentwicklung – Bauträgermaßnahme an Bestandsgebäuden“ lieferte Rechtsanwalt Dr. Maximilian Jahn den Teilnehmern verschiedene Praxistipps zur Bauvertragsgestaltung. Der Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht ist Partner bei der Kanzlei Kapellmann und Partner mit Büros in Berlin, Brüssel, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Mönchengladbach und München. Er berät Auftraggeber und Auftragnehmer bei der Realisierung gewerblicher und öffentlicher Immobilien-, Anlagenbau- und Infrastrukturvorhaben. In seinem Vortrag stellte er unter anderem die Probleme, Herausforderungen und Lösungen bei der Thematik des Schallschutzes in Bauträgerverträgen dar.
Fotonachweis: BFW Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland