Exklusive Weine direkt an der ehemaligen Berliner Mauer

Kennen Sie den “Mauerwinzer”? Das ist eine trendige Weinhandlung mitten in Berlin, dort, wo früher die Mauer stand. Sie bietet mehr als 180 verschiedene Weine und Sekte aus allen 13 deutschen Anbaugebieten. Der Journalist Peter Brock hat den Mauerwinzer zusammen mit seinem Freund vor neun Jahren eröffnet. Am 18. April 2024 findet dort unsere Tafelrunde Wine-Edition statt. Wir haben den Sommelier interviewt.

Wie hat es Sie nach Berlin verschlagen?

Tatsächlich komme ich aus Süddeutschland und bin bereits 1994 wegen des Jobs nach Berlin gezogen. Ich war damals als Redakteur bei der Zeitschrift Tango angestellt. Die Zeitschrift gibt es heute allerdings nicht mehr – die war seinerzeit der „Stern“ für junge Menschen (lacht).

Wie kommen Sie dann dazu einen Weinfachhandel zu eröffnen?

Zur damaligen Zeit gab es salopp gesagt oft keinen guten Wein in Berlin. In den meisten Restaurants wurde nur „weiß oder rot“ angeboten, aber die nötige Wein-Affinität hat gefehlt. Bereits als Kind habe ich auf dem Pfälzer Weingut des Cousins meines Vaters erste Erfahrungen mit gärendem Traubensaft gemacht. Das prägte.  Die Liebe zum Wein wuchs. Und der Wunsch nach mehr Qualität auch. Aus einer Schnapsidee, geboren in Kneipen bei langen Diskussionen mit einem Freund, ist dann vor neun Jahren der „Mauerwinzer“ als Hobby entstanden.

Bei mehr als 180 Weinen im Bestand, haben Sie einen Favoriten? Eine Region, die Sie besonders lieben?

Gute Weine liebe ich alle (lacht). Aber Riesling und Spätburgunder sind schon meine Favoriten. Mir gefällt vor allem, dass man an diesen Rebsorten so schön das Terroir herausschmeckt – also die Herkunft. Aber je nach Anlass trinke ich auch andere Weine und vor allem auch sehr gerne schäumende. Es gibt tolle deutsche Sekte.

Was ist das Besondere an Weinproben?

Oft sind es die Überraschungsmomente. Oft höre ich, dass jemand sagt: „Das hätte ich gar nicht gedacht“ und das macht dann wirklich Spaß.

Der Trend geht zu alkoholfreien Weinen, was halten Sie davon?

Glaubt man den vielen Artikeln derzeit und den Marketinganstrengungen, dann geht der Trend dahin. Aber wir bekommen davon wenig mit. Wer Wein mit all seinen Facetten genießen möchte, bleibt bei der klassischen Variante. Natürlich haben wir alkoholfreien Wein im Sortiment – als Nischenprodukt für Schwangere, Stillende oder Gäste, die Medikamente nehmen und anstoßen möchten. Aber oft ist dann ein guter von Hause aus nullprozentiger Traubensecco, dem nicht der Geschmacksträger Alkohol entzogen wurde, besser. Und die jungen Menschen, die aus Überzeugung gar keinen Alkohol trinken, die wurden ja auch nicht mit Wein sozialisiert – die greifen dann lieber gleich zu Smoothies oder alkoholfreien Cocktails.

Merken Sie Einflüsse des Klimawandels auf den deutschen Wein? Und wenn ja, wie steht es um die Zukunft deutscher Weinsorten?

Freilich, der Klimawandel ist nicht wegzudiskutieren. Es wird wärmer. Das bedeutet, dass Trauben oft mehr Zucker einlagern, was wiederum zu höheren Alkoholwerten und einem anderen Geschmacksbild führt. Gerade bei einem klassischen, eleganten Riesling oder Silvaner möchte man aber diese Opulenz gar nicht, diese ist kontraproduktiv. Deshalb baut man zum Teil schon an höhergelegenen oder nördlich ausgerichteten Hängen Reben an, erntet etwas früher, oder lässt die Reben durch eine größere Laubwand mehr Kraft verbrauchen, damit die Trauben keinen Sonnenbrand und gleichzeitig weniger Zucker bekommen. Andererseits gibt es auch einen positiven Effekt – einen Syrah aus der Pfalz, einen Cabernet Sauvignon aus Rheinhessen – das hätte es vor Jahrzehnten noch nicht gegeben. Damals wären solche Rebsorten, die die Wärme ja brauchen, nicht reif geworden.

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