Smart Home-Anwendungen für die deutsche Wohnungswirtschaft

Das Thema Energiesparen hat im vergangenen Jahr eine neue Relevanz bekommen. Neben den Klimazielen sieht sich die Wohnungswirtschaft mit schärfer werdenden Modernisierungsstandards konfrontiert. Die Branche fordert daher, auch die Verbraucher mit in die Betrachtung zu ziehen. Die Beteiligung der Hamburger noventic group am Münchner Proptech tado° bietet der Wohnungswirtschaft eine entsprechende Lösung, die speziell auf ihre Anforderungen zugeschnitten ist – minimal-investiv und schnell umsetzbar. Dr. Dirk Then, Geschäftsführer der noventic group, erläutert im Interview mit der Immobilienwirtschaft Rhein Main, welche Möglichkeiten sich dadurch für die Klima- und Energiesparziele in Deutschlands Gebäudebestand ergeben.

Herr Dr. Then, die stark gestiegene Energie- und Versorgungskosten beschäftigen aktuell alle, das Wohnen droht für alle Beteiligten teuer zu werden. Wie reagieren Sie auf diese Herausforderung?

Schon deutlich vor der aktuellen Versorgungskrise, seit 2021, haben wir daran gearbeitet, schnell umsetzbare, intelligente Energieeffizienzlösungen speziell für einen breiten Einsatz im großen Mietsgebäudebestand zu entwickeln. Smarte Thermostate sind intuitiv bedienbare Technologien, die seit mehr als 10 Jahren erfolgreich in Einfamilienhäusern genutzt werden und die dort im Mittel 22 Prozent Energieeinsparung schaffen. Das funktioniert so gut, weil die Lösung Verbrauchstransparenz herstellt und gleichzeitig den Wohnkomfort verbessert – also konkrete Vorteile bietet. Unser Ziel ist es, den 22 Prozent auch im Mehrparteienbereich nahezukommen. Gemeinsam mit tado° entwickeln wir ihre Smart-Home-Produkte für die Wohnungswirtschaft weiter. Aus smarten Heizkörperthermostaten machen wir eine intelligente, robuste Gesamtlösung für den Einsatz in Mehrparteienhäusern, um den Energieeinsatz für die gewünschte Wohntemperatur smart zu steuern. Die Klimaschutzziele des Gebäudesektors und die dafür notwendigen deutlichen Energieeinsparungen können nur erreicht werden, wenn die Verbraucherinnen und Verbraucher mit einbezogen und für die technische Lösung gewonnen werden.

Haben Sie Beispiele für die erwähnten Vorteile der Mieter und der Vermieter?

Die smarten Thermostate können nicht nur helfen Energie und damit Kosten und CO2-Abgaben zu reduzieren, sondern auch wohnungswirtschaftliche Prozesse zu verbessern. Als Grundlage für ein professionelles Datenmanagement entlasten sie Bestandshalter beispielsweise beim Leerstands-Management. Darüber hinaus warnt unsere Technik die Mieter vor Schimmelbildung und damit die Wohnungsunternehmen vor teuren Sanierungsmaßnahmen. Denn immer häufiger heizen Mieter ihre Wohnung unzureichend, um Energie zu sparen, wodurch die Wohnung stark auskühlt und die Schimmelgefahr steigt.

Welche Herausforderungen bringt die Übertragung der smarten Thermostate an die spezifischen Bedingungen in Mehrparteienhäusern mit sich?

Technisch ist eine sichere und stabile Vernetzung der Geräte notwendig. Wir etablieren eine technologieoffene Funkinfrastruktur fern der privaten WLAN-Netze, beispielsweise im LoRaWAN-Standard. Die Batterielaufzeit unseres Produktes haben wir mit sechs Jahren den Wartungszyklen der Wohnungswirtschaft angepasst und unsere Lösung kann einen kontinuierlichen thermischen Abgleich sicherstellen – als Antwort auf den durch die EnSimiMaV geforderten hydraulischen Abgleich.

Entscheidend ist die einfache Funktionalität der Lösung, für Vermieter und Mieter. Da es unser Ziel ist, den geschlossenen Regelkreislauf ganze Liegenschaften zu optimieren, ist keine Steuerungs-App für die Mieterhaushalte verpflichtend: Alle Bewohner profitieren von „Effizienz-Assistenten“ wie beispielsweise eine adaptive Nachtabsenkung oder die Fenster-offen-Erkennung, die lokal, ohne Cloud- oder App-Unterstützung, funktionieren. Freiwillig kann jedoch jeder Mieterhaushalt auch per App die Wärmeversorgung den eigenen Tagesabläufen entsprechend individualisieren und damit zusätzlich Energie einsparen bzw. Komfort schaffen. So schaffen wir eine Einspar-Lösung für Mehrparteienhäuser, die Raum für vielfältige, individuelle Präferenzen lässt und wirtschaftliche Potenziale hebt – für Bewohnerinnen und Bewohner und die Immobilienwirtschaft.

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