„Wir haben kein Erkenntnisproblem, sondern ein Umsetzungsproblem.“

In unserer Interview-Reihe „Im Fokus“ verraten Expertinnen und Experten der Wohnungswirtschaft, was die Branche wirklich bewegt. In dieser Ausgabe zieht Rainer Frick, CEO der PresseCOMPANY GmbH, ein erstes Branchen-Fazit für das Jahr 2024. Und er wagt einen Ausblick und spricht darüber, was die Wohnungs- und Immobilienwirtschaft im kommenden Jahr erwartet.

iwm-aktuell: Was waren für Sie die wichtigsten wohnungspolitischen Erfolge in diesem Jahr?
Rainer Frick: Um ehrlich zu sein, fällt mir kaum ein echter Erfolg ein. Dieses Jahr fühlte sich für die Wohnungspolitik eher wie ein verlorenes Jahr an. In Berlin herrscht ein extremer Stillstand, und die Bauministerin hat sich nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Die Zielmarke von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr ist weiter entfernt denn je, und anstatt konkrete Fortschritte zu sehen, stecken wir fest. Es gab zwar mehrere sogenannte „Wohnungsgipfel“, doch die meisten Menschen können sich kaum noch an sie erinnern – geschweige denn daran, dass sie etwas gebracht hätten. Diese Treffen sollten ursprünglich den Wohnungsbau voranbringen, doch am Ende blieb wenig mehr als Symbolpolitik. Ich glaube, dass 2024 mehr Bewegung hätte bringen können, doch die Umsetzung hat nicht funktioniert. Alle reden davon, was verändert werden muss, aber es scheint niemanden zu geben, der es tatsächlich in die Praxis umsetzt.

Gibt es einen Satz, der das Jahr 2024 für Sie besonders gut zusammenfasst?
Ja, definitiv – und dieser Satz bringt meine Analyse von 2024 auf den Punkt: „Wir haben kein Erkenntnisproblem, sondern ein Umsetzungsproblem.“ Diesen Satz habe ich von vielen Menschen gehört, und er trifft genau ins Schwarze. Es gibt wirklich kein Wissensdefizit darüber, was verändert werden müsste. Im Gegenteil, die Probleme und die Lösungsansätze sind eigentlich sehr gut beschrieben und dokumentiert. Aber das Ganze scheitert an der Umsetzung. Es wirkt fast paradox, dass man genau weiß, was notwendig wäre, und doch verändert sich nichts. Und dieses Paradoxon ist leider sinnbildlich für die Politik unserer Zeit: viele Ideen, viel Theorie, aber wenig Praxis.

Was war die größte Überraschung des Jahres 2024 für Sie?
Da würde ich tatsächlich die EXPO Real in München nennen. Ich bin mit eher gemischten Erwartungen dorthin gefahren und war dann wirklich überrascht, welche Aufbruchsstimmung dort herrschte. Man merkte: Die Branche will wieder nach vorne blicken. Natürlich gab es auch kritische Stimmen und viele Bedenken, das ist klar. Aber insgesamt war der Tenor sehr positiv, fast wie ein kollektives Durchatmen. Die Talsohle scheint durchschritten, und es gibt wieder Optimismus, dass es in der Bau- und Immobilienwirtschaft vorwärtsgeht. Die EXPO Real hat in diesem Jahr wirklich gezeigt, dass die Branche bereit ist, sich neu zu orientieren und mit neuem Mut an die Herausforderungen heranzugehen – und das hat mir Hoffnung gemacht.

Und wie sehen Sie das kommende Jahr 2025?
Für 2025 bin ich tatsächlich sehr positiv gestimmt. Ich habe das Gefühl, dass sich nun endlich einiges bewegen wird, und es gibt Licht am Ende des Tunnels. Auch wir bei der PresseCOMPANY haben uns für das neue Jahr einiges vorgenommen. Wir haben mehrere neue Projekte angestoßen – zum Beispiel planen wir eine Roadshow rund um den ERP-Markt in der Verwalterbranche. Dort tut sich momentan viel: Zahlreiche Firmenübernahmen und Marktveränderungen sorgen für Unruhe, und wir möchten mit dieser Roadshow Aufklärungsarbeit leisten und Orientierung bieten. Außerdem wird das Thema Nachhaltigkeit immer bedeutender, und auch hier sind wir gut vorbereitet. Ich denke, es wird immer wichtiger, politische Themen und Entscheidungen für die Menschen verständlicher zu machen. Die Komplexität wächst, und es braucht Plattformen, die helfen, den Überblick zu behalten. Auch in diesem Bereich wollen wir uns stärker einbringen und dazu beitragen, dass politische Zusammenhänge transparenter und greifbarer werden. 2025 könnte ein Jahr des Neuanfangs werden, und ich bin gespannt, wie die neuen Projekte dabei helfen können.

Bildquelle: PresseCOMPANY

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