African Mobilities. This is not a Refugee Camp

Der Untertitel der Ausstellung African Mobilities. This is not a Refugee Camp kündigte es an: die Ausstellung, die vom 26. April bis zum 19. August 2018 im Architekturmuseum der TU München lief, zeigte keine der bekannten Bilder von fliehenden Menschen, politischen Unruhen, misslungenen Wahlen oder anderweitig negativen Ereignissen, die so oft das Einzige sind, das über den afrikanischen Kontinent publiziert wird. Dafür präsentierte die Kuratorin Mpho Matsipa von der Wits Universität in Johannesburg 14 Projekte aus verschiedenen Teilen des Kontinents, die diesen Bildern entgegenwirken und eine viel weniger bekannte Seite Afrikas darstellen – die eines Kontinents, der sich neu erfindet.  

Diese Neuerfindung ist heute, 40 bis 60 Jahre nach der Unabhängigkeit der meisten Länder in Afrika, dringend notwendig. Angesichts eines explosiven Bevölkerungswachstums, das bis 2050 dazu führen wird, dass Afrika über die Hälfte des Bevölkerungswachstums der Welt ausmachen wird, ist eine rasche Beschleunigung der bisher eher langsamen Entwicklung des Kontinents erforderlich. Denn in Afrika bewegt sich viel mehr als Flüchtlinge, die den Kontinent verlassen.

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Ein Rundgang durch die Ausstellung zeigte, dass neue Denkweisen, Lösungsvorschläge und Methoden für den Umgang mit dem enormen Wachstum der afrikanischen Städte durch den Zuzug von Migranten aus umgebenden Ländern und aus dem ländlichen Raum bereits existieren. Wie notwendig sie weiterhin sein werden, zeigen Zukunftsvisionen wie Mad Horse City, ein Projekt von Olalekan Jeyifous und Olawale Lawal über den Vorort Makoko außerhalb von Lagos, Nigeria, der einen der größten Slums in Afrika bildet. In dem Projekt stellen sich die Künstler die extremsten möglichen Ausmaße der Architektur, Technologie und gesellschaftlichen Spaltung vor, die an diesem heute schon überbevölkerten und abgeschotteten Ort in 100 Jahren erreicht werden könnten.

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Doch nicht nur das Stadtbild verändert sich, sondern auch die Wirtschaft. Laut der World Bank wird das Wirtschaftswachstum in Subsahara-Afrika 2018 auf 3,1 Prozent steigen (zum Vergleich: laut der Europäischen Kommission schrumpft die Wirtschaft in der Eurozone in 2018 auf 2,1 Prozent). Die neuen und wachsenden Märkte, die durch das Bevölkerungswachstum entstehen, werden in der Ausstellung zum Beispiel vom Handel mit dem bunten Wachsdruckstoff Kitenge im 3×3 Spaces-Projekt von Doreen Adengo und William Monteith dargestellt. Auf diesen Handel baut Elvis, ein Flüchtling aus dem Kongo, in Kampala, Uganda seine Existenz auf. Die Verknüpfung der ökonomischen Situation Afrikas mit dem Rest der Welt wird nicht nur durch diesen Stoff, der ursprünglich aus Dänemark stammt und heutzutage hauptsächlich in China produziert wird, dargestellt. In dem Projekt Inselüberfahrten zwischen Mythos und halluzinatorischer Realität von Patti Anahory und César Schofield Cardoso wird eine Verknüpfung über den Handel mit Produkten wie Second-Hand-Kleidung gezeigt, die tonnenweise aus Ländern wie den USA, Portugal und auch Deutschland nach Kap Verde verschifft und dort verkauft wird. Dies geschieht einerseits mit so viel Erfolg, dass die Produktion von Waren vor Ort meistens nicht mithalten kann. Die Tonnen in denen die Sachgüter verschifft werden sind andererseits in Praia, der Hauptstadt von Kap Verde, selbst zum Teil des Stadtbilds geworden. Was dieses Beispiel auch zeigt ist, wie Einzelpersonen und Verbraucher außerhalb Afrikas, sogar hier in München, die wirtschaftliche Situation in Afrika beeinflussen.

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Obwohl die Frage der sozialen Verantwortung in der Ausstellung eine wichtige Rolle spielte, standen – anders als es so oft geschieht – keine Wohltätigkeitsprojekte im Vordergrund. Dem Besucher wurde klar, dass das sich Engagement für den Kontinent nicht auf Projekte, die außerhalb Afrikas entwickelt werden, beschränken kann, wie man vielleicht erwarten würde, da es vor allem solche Projekte sind, die international publiziert werden. Stattdessen konnte sich der Besucher plötzlich Afrika als Bühne für neue Ideen und Möglichkeiten vorstellen. Die Verantwortung, sich neu zu erfinden, muss dabei von den Menschen auf dem afrikanischen Kontinent selbst übernommen werden. Konsequenterweise galt dies auch für die Produktion der Ausstellung, die zum größten Teil von Menschen afrikanischer Abstammung gestaltet wurde.

Die Ausstellung ist auch über ihre begrenzte Dauer in München hinweg wichtig. Denn damit diese positiven Entwicklungen, die zerstreut auf dem ganzen Kontinent und in der Diaspora schon stattfinden, an Fahrt gewinnen können, ist das Verbreiten der Ideen und die Vernetzung der Protagonisten über Veranstaltungen wie African Mobilities notwendig. Ohne die Gelegenheit, eine solche Ausstellung zu erstellen, wären viele der Künstler, Planer und Forscher, die sich mit diesen Themen befassen, isoliert geblieben. Besonders die Diaspora wird auch in Zukunft eine wichtige Rolle im Aufbau Afrikas spielen, da viele Intellektuelle und ausgebildete Experten im Ausland leben. In der Ausstellung wird die Diaspora von dem Projekt Im/mobilität und die Afro-Vorstellungswelt von Global Africa Lab über New York, wo viele Menschen afrikanischer Abstammung und auch Afrikaner leben, repräsentiert. Nur durch eine starke Vernetzung wird diese Diaspora auch von außen ihren Beitrag zum Wiederaufbau leisten können.

Besonders für all jene, die wie ich Teil der auf der ganzen Welt zerstreuten afrikanischen Diaspora sind, war der hoffnungsvolle Ton, den die Ausstellung angeschlagen hat, sowohl erfrischend als auch anregend, um weiter über die Zukunft des Kontinents, und wie wir diese positiv beeinflussen können, nachzudenken. Es ist ein Vorteil, dass in Afrika so viele Dinge, so viel weiter und so viel schneller bewegt werden können. Das sollte man ausnutzen. Denn wie die Ausstellung auch zeigte, gibt es für Menschen mit großen Ideen keinen passenderen Ort als Afrika.

 

Bildnachweis: BFW Bayern

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