Digitale Intelligenz und ihre Folgen für die Immobilienwirtschaft

Beim Digitalisierungs-Forum des BFW Bayern kamen unterschiedliche Ansichten zur Sprache. In der Diskussion wurden Überzeugungen und Zweifel zum Thema Digitalisierung bekannt.

„Man braucht nicht nur Muskelkraft zum Bauen, sondern auch Intelligenz“, stellte Staatssekretär Franz Josef Pschierer MdL in seiner Rede auf dem Digitalisierungs-Forum fest. Thema der Veranstaltung, die Ende Februar stattfand und mit mehr als 60 Gästen äußerst gut besucht war, war in erster Linie die Frage, inwieweit digitale Intelligenz die Immobilienwirtschaft verändern wird. Die Politik erhofft sich durch Building Information Modelling (BIM) und digitale Prozesse die Zeitlänge des Bauens im Griff zu halten, so Pschierer. Der Wirtschaftsstaatssekretär ging auch auf den Flüchtlingszuzug ein: Ziel müsse es sein, dass keine Verdrängungseffekte entstehen, wenn Flüchtlinge auf den Immobilienmarkt kommen. Auch für den gesellschaftlichen Zusammenhalt sei das von Bedeutung. Stephan Deurer, Geschäftsführer der Asset Grundbesitz- und Vermögensverwaltung GmbH und Teilnehmer der Diskussionsrunde, stellte in diesem Zusammenhang fest, was die Politik verlangt: „Wir sollen schnell, billig und modular bauen“.

In seiner Rede holte Pschierer aber noch weiter aus: Das Recht hinke der Digitalisierung und der gesellschaftlichen Veränderung nach wie vor hinterher – insbesondere das Arbeitsrecht komme aus einer Zeit, als Prozesse noch anders verliefen. Auch das bisher strenge Kündigungsschutzrecht sehe er kritisch, insbesondere in Verbindung mit immer strengeren Regulierungen für die Immobilienbranche, hemmt dies die Investitionsbereitschaft. Deshalb sei auch die Einführung der Mietpreisbremse ein Fehler gewesen.

„Digitale Methoden ermöglichen es, die komplette Wertschöpfungskette und den gesamten Lebenszyklus einer Immobilie digital abzubilden“ erklärt der Präsident des BFW Bayern Andreas Eisele einen Vorteil von digitalen Arbeitsprozessen mit Hilfe von BIM in der Immobilienwirtschaft. Zu den Skeptikern zählt sich David Christmann, Head of Real Estate Development Germany South der Patrizia Deutschland GmbH. In der Diskussionsrunde stellt er einerseits fest, dass beispielsweise der handwerkliche Mittelstand noch nicht so weit sei, andererseits „hält die Digitalisierung heute noch nicht, was sie für Morgen verspricht“. Ähnliche Probleme sah auch Dr. Tillmann Prinz, Geschäftsführer der Bundesarchitektenkammer: BIM sei schön, aber alle Beteiligten müssten damit umgehen können. Seiner Ansicht nach löse BIM auch nicht die Probleme von Großprojekten, deshalb halte die Architektenkammer eine verbindliche Einführung „nicht für zielführend“.

Die echten Vorteile bringe BIM laut den Befürwortern insbesondere bei der Fehlervermeidung. Bauen sei oftmals mit schwer kalkulierbaren Risiken verbunden. Das wird vor allem bei spektakulären Großprojekten in der Öffentlichkeit sichtbar. Aber auch „normale“ Bauprojekte bergen Risiken, die mit konventionellen Methoden oft nur schwer in den Griff zu bekommen sind. „Durch die Möglichkeit auf Basis von Modellen zu arbeiten, können Konfliktpotenziale und Probleme vermieden werden, bevor sie auf der Baustelle zu Verzögerungen und Umplanungen führen“ – so einhellig die Vertreter der Conject AG, die sich sowohl als Kooperationspartner als auch als Referenten am Digitalisierungs-Forum beteiligt haben.

Fotonachweis: BFW Bayern