Frischer Wind im Bundestag
Neue Aufgaben sind immer spannend und herausfordernd zugleich. Diesen Herausforderungen gerecht zu werden, verlangt Mut. Diesen Mut beweisen aktuell zwei junge Abgeordnete der Parteien CSU und SPD, die zum ersten Mal in den Bundestag eingezogen sind. Der BFW Bayern hat Sie zu ihren ersten Erfahrungen und Einschätzungen in der politischen Arbeit befragt.
Stephan Pilsinger, CSU
Herr Pilsinger, in welcher Weise qualifiziert Sie Ihre bisherige Tätigkeit für die Arbeit im Bundestag?
Pilsinger: Als Arzt in einem kommunalen Krankenhaus in der Inneren Medizin möchte ich gerne meine Praxiserfahrung in den Bundestag insbesondere im Bereich Gesundheit und Pflege einbringen.
Was zeichnet für Sie Qualität in der Politik aus?
Pilsinger: Nicht irgendwelchen Ideologien nachhängen, sondern konkrete Verbesserungen für das Leben der Menschen erreichen.
Was ist die Standortqualität Ihres Wahlkreises?
Pilsinger: München-West/Mitte ist Teil der Landeshauptstadt München, die seit Jahren auf der Erfolgsspur fährt und unzähligen Unternehmen eine Heimat geworden ist. Wichtig ist dabei, dass wir die Wohninfrastruktur und Verkehrsinfrastruktur an diese Entwicklung anpassen.
Welches Gebäude ist für Sie das schönste in Ihrer Heimat?
Pilsinger: Da gibt es viele sehr schöne Gebäude. Ganz vorne stehen die Blutenburg und das Schloss Nymphenburg.
Welche Erfahrungen nehmen Sie aus Ihren ersten Tagen als Bundestagsabgeordneter mit für Ihre nächsten vier Jahre?
Pilsinger: Die Tage in Berlin sind extrem durchgetaktet und mit Terminen angefüllt, aber die Verwaltung war gut vorbereitet. Ich hoffe, dass dies so weitergeht.
Michael Schrodi, SPD
Herr Schrodi, in welcher Weise qualifiziert Sie Ihre bisherige Tätigkeit für die Arbeit im Bundestag?
Schrodi: Ich habe mit einer Berufs- und einer wissenschaftlichen Ausbildung Einblick in verschiedene Bereiche der Arbeitswelt. Als Vater zweier Kinder kenne ich die Themen, die Familien umtreiben. Und als langjähriger Kommunalpolitiker kenne ich die Problematik, die sich aus über 30 Jahren neoliberaler Politik für alle politischen Ebenen ergeben. Insofern fühle ich mich sehr gut vorbereitet.
Was zeichnet für Sie Qualität in der Politik aus?
Schrodi: Die Fähigkeit, sich in kurzer Zeit in komplexe Themen einzuarbeiten und sprechfähig zu werden. Dabei ist es aber wichtig, sich an einem ausgeprägten Wertegerüst zu orientieren. Für mich sind das die sozialdemokratischen Grundwerte der Freiheit, Gleichheit und Solidarität.
Was ist die Standortqualität Ihres Wahlkreises?
Schrodi: Die größte Standortqualität sind die vielen gut ausgebildeten und motivierten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Sie müssen aber weitaus mehr an der guten wirtschaftlichen Lage teilhaben – mit ordentlichen Lohnsteigerungen und weniger atypischen Beschäftigungsverhältnissen.
Welches Gebäude ist für Sie das schönste in Ihrer Heimat?
Schrodi: Ich bewerte weniger nach architektonischen Feinheiten, sondern nach der Bedeutung und Funktion der Gebäude. Für den Landkreis Fürstenfeldbruck ist das alte Gebäudeensemble des im 15. Jahrhundert erstmals erwähnten Jexhofs, das heute als Bauernhofmuseum dient, ein bedeutsamer Ort historischer Überlieferung. Und die neuen Sozialwohnungen Am Rennplatz in Dachau sind ein wichtiges Signal für die notwendige Wiederbelebung des öffentlich geförderten Wohnungsbaus.
Welche Erfahrungen nehmen Sie aus Ihren ersten Tagen als Bundestagsabgeordneter mit für Ihre nächsten vier Jahre?
Schrodi: Die Schwampel-Koalition aus Union, FDP und Grünen hat bereits in der ersten Sitzung in fester Koalitionsdisziplin gemeinsam abgestimmt. Diese Koalition wird kommen, und das verheißt wenig Gutes für die notwendige Stärkung der gesetzlichen Rente, des öffentlich geförderten Wohnungsbaus oder der Verteilungsgerechtigkeit. Die Aufgabe der SPD wird es also sein, eine starke Opposition der sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Vernunft zu sein. (Anm. d. Red.: Zeitpunkt des Interviews 10.11.2017)
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