Wohnimmobilien legen vielerorts an Wert zu
Wer in Deutschland den Traum von den eigenen vier Wänden realisiert, hat gute Chancen, dass sich das auszahlt. In mehr als der Hälfte der 402 deutschen Kreise und Städte können Haus- und Wohnungsbesitzer davon ausgehen, dass ihre Immobilie bis mindestens 2030 an Wert zulegt. Insbesondere Großstädte und die angrenzenden Kreise dürften auch in Zukunft zu den Regionen mit relativ hoher Wertsteigerung gehören. Dies sind Ergebnisse der Postbank-Studie „Wohnatlas 2017“, die die Immobilienmärkte bundesweit unter die Lupe nimmt.
Wohnatlas 2017: Studie untersucht bundesweite Marktentwicklung
In vielen deutschen Großstädten haben Normalverdiener schlechte Karten: Sie können sich kaum noch Immobilieneigentum in angemessener Größe leisten. Um sich den Traum von einem Haus oder einer Wohnung in der gewünschten Größe erfüllen zu können, müssen Haushalte mit durchschnittlichem Einkommen trotz niedriger Zinsen oft bis an die finanzielle Belastungsgrenze gehen. Doch es gibt andere Möglichkeiten, besagt die Studie: Besonders für Familien lohnt sich häufig der Sprung an den Stadtrand, um mehr Eigenheim für das gleiche Geld zu bekommen. Denn außerhalb der Großstädte können sich Durchschnittsverdiener in den meisten Regionen Deutschlands den Traum von den eigenen vier Wänden erfüllen.
In den meisten Großstädten müssen sich Familien laut Studienergebnis von der Idealvorstellung einer Immobilie mit reichlich Wohnraum verabschieden. In Hamburg, Berlin oder Frankfurt am Main können sich Durchschnittsverdiener mit zwei Kindern demzufolge nur rund 100 Quadratmeter Wohneigentum leisten. In München sind für die Beispielfamilie sogar im Schnitt nur 75 Quadratmeter drin, in Freiburg 95 Quadratmeter. Auch in anderen Städten und Landkreisen sind die Preise so stark gestiegen, dass vielerorts nur noch maximal 120 Quadratmeter mit einem vertretbaren Aufwand finanziert werden können. Dabei sind aktuell die Eigenheime vierköpfiger deutscher Durchschnittsfamilien rund 136 Quadratmeter groß. Das können Kaufinteressierte heute in vielen Regionen nicht mehr bezahlen.
Für Durchschnittsverdiener sind laut Studie in fast allen Ballungszentren und vor allem in den wirtschaftlich starken Regionen eher kleine Wohnungen finanzierbar. Auch Singles mit durchschnittlichem Einkommen müssen kürzer treten. In Hamburg etwa sind für sie 44 Quadratmeter erschwinglich, in Berlin 45 Quadratmeter, in Frankfurt am Main 46 Quadratmeter und in München nur 32 Quadratmeter. Dabei wohnen deutsche Singles – wenn sie in einer eigenen Immobilie leben – auf durchschnittlich rund 98 Quadratmetern. Bei den heutigen Preisen sind Immobilien in dieser Größe für Alleinstehende nur noch außerhalb der Metropolen finanzierbar.
Ein Haus mit Garten, mehr Platz und mehr Grün als in der Stadt: Häufig finden vor allem Familien außerhalb der Städte mehr Lebensqualität. „Um die Metropolen herum bieten die Umlandgemeinden oft entspanntere Immobilienmärkte mit ausreichend großen Wohnungen und Häusern und zugleich meist auch noch recht guter Verkehrsanbindung. Angesichts günstigerer Preise müssen Familien beim Immobilienerwerb hier auch nicht bis an die finanzielle Schmerzgrenze gehen, um genügend Raum zum Leben zu bekommen“, sagt Georg Hoogendijk von der Postbank. Sein Fazit: „Die hohen Immobilienpreise in den Metropolen werden die Urbanisierung bremsen. Der Trend geht wieder zum Leben am Stadtrand.“
Denn außerhalb der besonders beliebten Städte sieht die Lage anders aus: Durchschnittsverdiener finden grundsätzlich in den meisten Regionen Deutschlands ausreichend große und vor allem bezahlbare Immobilien. Das gilt für Singles und Paare ebenso wie für Familien. Nach den Berechnungen des WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) können Familien mit zwei Kindern in 372 von 402 Kreisen und kreisfreien Städten mindestens 136 Quadratmeter Wohneigentum finanzieren. Der Durchschnittssingle kann sich in 320 Kreisen mindestens 80 Quadratmeter leisten – und in 239 Kreisen sogar 100 Quadratmeter und mehr. Paare haben am wenigsten Schwierigkeiten, auch bei den aktuellen Preisen Wohnungen in angemessener Größe zu kaufen: Mit durchschnittlichen regionalen Haushaltseinkommen kommen sie in 379 Kreisen und kreisfreien Städten auf 100 Quadratmeter und mehr.
Der „Wohnatlas 2017“ wurde unter der Leitung von Prof. Dr. Alkis Henri Otto, Forschungsbereichsleiter Hamburg, Städte und Regionen, vom HWWI durchgeführt. Im Fokus der Analyse steht die Erschwinglichkeit von Wohnraum für verschiedene Käufertypen. Dabei setzen die Ökonomen für die Modellrechnungen den Einsatz relativ hoher finanzieller Mittel voraus: Von dem durchschnittlichen verfügbaren Haushaltseinkommen in dem jeweiligen Kreis werden bei einem Effektivzins von 2,5 Prozent und einer angenommenen Darlehensrückzahlung innerhalb von 20 Jahren monatlich 40 Prozent in Zins und Tilgung gesteckt. Wohnnebenkosten (Grundsteuer, Instandhaltung, Betriebskosten) kommen allerdings noch hinzu, sodass die gesamte Wohnkostenbelastung rund 50 Prozent des Haushaltseinkommens betragen würde.
Fotonachweis: iStockphoto, aluxum