„Mittler zwischen Immobilienbranche und Mobilitätswende“

In unserer Interview-Reihe „Im Fokus“ verraten Top-Entscheider und Experten der Immobilienwirtschaft, was die Branche wirklich bewegt. In der heutigen Ausgabe gibt Tom Sauer, Geschäftsführer von ZEITSTROM, Auskunft über die Bedeutung von Immobilien für die Mobilitätswende, die Bedeutung der Mobilitätswende für Immobilien sowie die Bedeutung von ZEITSTROMs Charging Infrastructure as a Service-Ansatzes (CIaaS) dabei.

IWM-aktuell: Herr Sauer, die Mobilitätswende ist in vollem Gange und nimmt immer weiter an Fahrt auf. Welche Rolle spielen Immobilien in diesem Rahmen?

Tom Sauer: Immobilien aller Art spielen für die erfolgreiche Umsetzung der Mobilitätswende eine herausgehobene Rolle. In den kommenden Jahren wird der Anteil an Elektrofahrzeugen rapide steigen. Bis 2030 sollen 15 Millionen E-Autos auf Deutschlands Straßen fahren und diese Autos müssen irgendwo geladen werden. Dafür sind eine Million öffentliche Ladepunkte geplant, es muss aber gleichzeitig eine hohe Anzahl an privater Ladeinfrastruktur (LI) aufgebaut werden. Bei Einfamilienhäusern ist das mit einer Wallbox schnell getan. Bei Mehrparteien- und Gewerbeimmobilien hingegen sind die Herausforderungen und Investitionskosten für eine Installation wesentlich höher. Aktuelle Studien zeigen jedoch, dass genau hier ein deutlicher Anstieg kommen muss, um die Energieversorgung für alle Fahrzeuge zu garantieren. Kurzum: Es bedarf in den kommenden Jahren einer großen Anstrengung, um die ehrgeizigen Ziele zu erreichen.

Sie haben Herausforderungen beim Aufbau von Ladeinfrastruktur erwähnt: Wie sehen diese für Wohn- und Gewerbeimmobilienbesitzer aus?

Es gibt sowohl für die Errichtung öffentlicher als auch privater LI an solchen Immobilien verschiedene Herausforderungen, die besonders rechtlicher und finanzieller Art sind. Für öffentliche LI ist v.a. die Ladesäulenverordnung des Bundes (LSV) zu nennen, deren Vorgaben die technische Ausstattung, transparente Strompreise, Bezahlsysteme und Nachweispflichten exakt festsetzen. Für private LI gibt es die Vorgaben des Gebäude-Elektromobilitätsinfrastruktur-Gesetzes (GEIG), die für Wohn- und Nichtwohngebäude genau bestimmen, wie und in welchem Umfang LI bei Neubau oder Renovierung integriert werden muss. Sowohl für öffentliche als auch für private LI gilt darüber hinaus der finanzielle Aspekt: Die Integration ist kostspielig und die Fördersituation zurzeit sehr schwierig. Es werden jetzt schon Forderungen laut, die gesetzlichen Vorgaben in den nächsten Jahren erheblich anzuziehen, um die Ziele zu erreichen. Ob sich die Fördersituation jedoch bessern wird, bleibt abzuwarten.

Existieren auch Anreize für den Aufbau?

Immobilienbesitzer ziehen in jedem Fall auch trotz der angespannten Fördersituation Vorteile aus dem Aufbau von LI an ihren Gebäuden. Sind alle angeschnittenen Herausforderungen gemeistert und ist die LI erfolgreich integriert, werden zunächst alle rechtlichen Vorgaben erfüllt. Damit einher gehen nicht nur eine Wertsteigerung und eine damit verbundene erhöhte Standortattraktivität der jeweiligen Immobilie, sondern auch eine Steigerung des ESG-Ratings. Die Immobilie wird also nachhaltiger und gleichzeitig für die Zukunft fit gemacht.

Was steckt hinter ZEITSTROMs Charging Infrastructure as a Service-Ansatz?

Wir treten mit unserem CIaaS-Ansatz gewissermaßen als Mittler zwischen Immobilienbranche und Mobilitätswende auf: Wir bringen einerseits die Mobilitätswende zu den Immobilien, andererseits die Immobilien zur Mobilitätswende. Das erreichen wir, indem wir nicht nur als Full-Service-Anbieter, sondern darüber hinaus als Investor für die Ladeinfrastruktur auftreten. Für unsere Standortpartner bedeutet das, dass ZEITSTROM ihnen in Sachen Ladeinfrastruktur alles komplett abnimmt: Wir kümmern uns um die oben aufgeführten Herausforderungen, planen, installieren, betreiben und investieren in die LI. Unsere Standortpartner profitieren von den erwähnten Vorteilen, bekommen eine ganzheitliche, auf sie zugeschnittene Lösung und tragen dabei kein finanzielles Risiko. Sie müssen also kein Eigenkapital investieren und minimieren somit auch das betriebliche Risiko. Auf diese Weise garantieren wir zuverlässig einen schnellen und reibungslosen Ausbau öffentlicher und privater LI und bringen gemeinsam die Mobilitätswende zügig voran.