Zeit für neue Konzepte – eine Metropolregion auf Wachstumskurs
Der BFW Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland blickt auf eine gelungene Premiere zurück: Am 13 April 2016 hatte der Landesverbands in Kooperation mit dem BFW Bund erstmals zu einem Gewerbeimmobilientag für die Rhein-Main-Region eingeladen. Rund 70 Branchenvertreter haben sich im Frankfurter Messeturm getroffen, um sich über aktuelle Trends des Gewerbeimmobilienmarkts auszutauschen.
Eröffnet wurde die Veranstaltung von Andreas Ibel, Präsident des BFW Bund, der einige kurze Einblicke in die aktuelle politische Diskussion in Berlin gewährte: „Wie Sie vielleicht wissen, wird schon wieder an einer Verschärfung der Energieeinsparverordnung gearbeitet. Diesmal sollen auch Regelungen für den Gewerbeimmobilienbereich geschaffen werden. Das sehen wir als Verband außerordentlich kritisch, weil bei diesem Thema sehr einseitig gedacht wird“, gab der BFW-Präsident zu bedenken. Die EnEV-Verschärfung sei bereits bei Wohnimmobilien ein ernst zu nehmendes Problem. Die Rahmenbedingungen, die durch den Gesetzgeber fürs Bauen gesetzt werden, ließen kaum mehr Spielraum für kreative Konzepte. „Gerade bei Gewerbeimmobilien droht dadurch ein Verlust der Vielfalt“, betonte Ibel.
Die Vorstandsvorsitzende des BFW Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland, Sonja Steffen, schlug in ihrer Begrüßungsansprache den Bogen zum Wohnimmobilienmarkt: „Die Bevölkerungszahl in der Rhein-Main-Region wächst kontinuierlich, deshalb werden vor Ort nicht nur Wohnungen, sondern auch Arbeitsplätze und Gewerbeansiedlungen benötigt. Dafür müssen nicht nur die Flächen ausgewiesen, sondern auch Investoren gefunden werden.“ Dabei gelte es jedoch, nicht nur die großen Zentren wie Frankfurt im Blick zu behalten. „Es ist auch wichtig, die strukturschwächeren ländlichen Räume planungstechnisch einzubeziehen und dadurch zu stärken“, warb Steffen für einen breit angelegten Dialog zwischen Metropolregion und Umlandgemeinden.
Gerade bei diesem Diskurs sehe sich der BFW Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland als kompetenter Ansprechpartner, wie Landesgeschäftsführer Gerald Lipka anschließend ausführte: „Unser Verband bringt Gewerbe- und Wohnimmobilien unter einem Dach zusammen. Diese Kompetenz ist ein Merkmal, das uns deutlich gegenüber anderen Verbänden in der politischen Diskussion hervorhebt. Denn wir können genau das anbieten, was andere suchen.“ Lipka verwies ferner darauf, dass zukunftsweisende Konzepte oftmals durch die Koexistenz von Gewerbe und Wohnen geprägt seien. „Dafür liefert unter anderem die Standortinitiave Niederrad ein passendes Beispiel.“
Dr. Ralf Geruschkat, Geschäftsführer Wirtschaftspolitik und Metropolentwicklung bei der IHK Frankfurt am Main, knüpfte an dieses Beispiel an: „Die Bauwirtschaft erbringt im Großraum Frankfurt rund 20 Prozent der Bruttowertschöpfung. Neben Flächen brauchen die Unternehmen aber in erster Linie Menschen, wobei vor allem Letzteres ein Problem darstellt. Bereits heute fehlen rund 50.000 Fachkräfte, obwohl wir von einer Wachstumsregion reden. Das zeigt, dass auch beim Thema Wohnungsbau viel Arbeit wartet.“
Abwechslungsreiches Vortragsprogramm
Die Reihe der Fachvorträge eröffnete anschließend Silvia Wuchenauer, Projektleiterin beim Beratungs- und Analyseinstitur Bulwiengesa. Anhand diverser statistischer Auswertungen zeigte sie auf, dass sich der Leerstandsabbau auch 2016 fortsetzt. Mit einer Durchschnittsmiete von 18,90 Euro (Wuchenauer: „Ein solides Niveau“) führt Frankfurt die Top-Sieben der deutschen Städte im Bereich Gewerbeimmobilien weiterhin an. Gleichzeitig wies die Expertin darauf hin, dass die Flächenumsätze in den Umlandgemeinden Eschborn, Neu-Isenburg und Bad Homburg kräftig gestiegen seien. Als Grund nannte Wuchenauer unter anderem den im Vergleich zu Frankfurt geringeren Gewerbesteuerhebesatz.
Als internationale Bankenmetropole und zweitgrößter Messestandort der Welt lockt Frankfurt regelmäßig Abertausende Übernachtungsgäste aus In- und Ausland an. Vor diesem Hintergrund befasste sich Stefanie Zimmersmanns von der Hotel Affairs Consulting GmbH mit der Frage, wie viele Hotels die Main-Metropole noch brauche. So sollen im Stadtgebiet bis 2019 rund 5.300 neue Hotelzimmer entstehen, was einem Zuwachs von knapp 17 Prozent innerhalb von drei Jahren entspricht. Laut Zimmermanns zeichne sich ein zunehmender Verdrängungswettbewerb ab, in Zuge dessen die großen Ketten gegenüber den kleinen Individualisten klar die Oberhand behalten.
Obwohl die Renditen aktuell sinken, tummeln sich zahlreiche internationale Investoren in Frankfurt. Welche Assetklassen dabei im Fokus stehen, versuchte Axel Jost Ehrmann, Experte für Ertrags- und Risikomanagement bei der Allianz Lebensversicherungs AG, in seinem Vortrag herauszuarbeiten. „Aus Sicht der Finanzierer stehen dabei Konzepte im Mittelpunkt“, so sein Fazit. So seien beispielsweise Projekte spannend, die es Menschen ermöglichten, auch im hohen Alter noch in der eigenen Wohnung zu leben, aber dennoch eine fachgerechte Versorgung zu erhalten. „Natürlich werden dabei allen relevanten Risikoinformationen bewertet, aber das wissen Sie ja“, sagte Ehrmann.
Einen juristischen Exkurs unternahm anschließend Dr. Maximilian R. Jahn, Fachanwalt für Bau- und Architekturrecht bei der Kanzlei Kapellmann und Partner, der die Gäste über Risiken und Probleme bei Generalunternehmerverträgen informierte. Praxisbezogen wurde es dann wieder zum Ende der Veranstaltung, als Detlef Hans Franke, stellvertretender Vorsitzender der Standortinitiative Neues Niederrad, über die Synergien zwischen Wohnen und Gewerbe berichtete, die das Konversionsprojekt zu einem Vorzeigebeispiel für einen gelungenen Imagewandel einer ehemals wenig lebenswerten Bürostadt machen.
Fotonachweis: BFW Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland