Wie Wohnungsbau in der Metropolregion gelingt
Die Rhein-Main-Region braucht dringend mehr Wohnungen: Das ist der Appell, der von den mehr als 200 Teilnehmern des ersten regionalen Kongresses „FrankfurtRheinMain baut! Wie Wohnungsbau in der Metropolregion gelingt“ Anfang März im Kreishaus Dietzenbach ausging. Vertreter aus Politik und Wirtschaft haben anhand konkreter Beispiele gezeigt, wie man dem Wohnraummangel in der Region begegnen kann. Dazu eingeladen hatten der BFW Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland, der Verband der Südwestdeutschen Wohnungswirtschaft sowie der Regionalverband FrankfurtRheinMain.
„Die Wohnungsmärkte im südhessischen Ballungsraum stehen unter Druck. Abhilfe kann nur eine Angebotsausweitung schaffen. Aber dazu fehlt oft das Wohnbauland“, erklärte Thorsten Schmitt vom Verband der Südwestdeutschen Wohnungswirtschaft. „Die heutige Veranstaltung soll vor allem auch als Netzwerkplattform dienen, um diejenigen, die über Bauland verfügen, die Kommunen, und diejenigen, die den Wohnungsbau realisieren können, die Wohnungsunternehmen, zusammenzubringen“, so Schmitt weiter. Ziel sei es, gemeinsam an Lösungen zu arbeiten und Hemmnisse abzubauen.
Ludger Stüve, Direktor des Regionalverbandes FrankfurtRheinMain, sieht durchaus genügend bebaubare Flächen in der Region: „Im Regionalen Flächennutzungsplan sind 2.300 Hektar – das sind etwas mehr als 3.000 Fußballplätze – an potenzieller Wohnbaufläche ausgewiesen, davon sind bis heute lediglich zehn Prozent bebaut. Deshalb appelliere ich eindringlich an die Kommunen, endlich mehr Bebauungspläne aufzustellen. Das neue Motto muss lauten, wir müssen innen und außen entwickeln.“ Zudem versuche der Regionalverband mit seinen zwei Runden Tischen Wohnen um Frankfurt und Wiesbaden-Mainz herum, Kommunen und Investoren zusammen zu bringen, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.
Gerald Lipka, Geschäftsführer des BFW Landesverbands Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland, machte auf einen weiteren Aspekt aufmerksam: „Wichtig ist, dass wir in dieser Tagung den Vertretern der Kommunen deutlich machen, dass preiswerter Wohnraum, ja preiswerte Mietwohnungen, nicht nur von großen bestandshaltenden Gesellschaften geschaffen werden, sondern die Mehrzahl der neu gebauten Eigentumswohnungen weitervermietet werden. Der Bau von Eigentumswohnungen schafft daher auch preiswerten Mietwohnraum, wie eine Studie des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung aus dem Jahr 2015 belegt. Denn der deutliche überwiegende Teil des gesamten Mietmarktes wird von privaten Kleinanlegern bedient, die oft nur über eine einzige Eigentumswohnung verfügen.”
Auf dem Kongress wurden einige Beispiele genannt, wie man schnell und günstig bauen kann. So hat die Lechner Immobilien Development GmbH ein bei Einfamilienhäusern schon lange bekanntes Prinzip –Fertighäuser sind preiswerter als Massivbauten – im Geschosswohnungsbau angewendet und weiter verfeinert. Bereits seit 2004 entstanden so am Frankfurter Riedberg mehr als 1.000 Wohnungen in serieller Bauweise. Weitere Gebäude sind dort in der Entwicklung. Mit Vielfalt und architektonischer Qualität lasse sich diese Bauweise gut vereinbaren. Vor anderthalb Jahren ging das Unternehmen noch einen Schritt weiter und entschied, modulare Elemente automatisiert zu bauen, ganz ähnlich wie in der Autoindustrie. Ein komplettes Gebäude entstehe so aus Raumzellen. Dieses Prinzip liege auch dem Bau von Flüchtlingsunterkünften zu Grunde. Beispiele gebe es in Offenbach, Taunusstein aber auch in Leipzig.
Bernd Arnold, Vorstand der Hochtaunus Baugenossenschaft eG, referierte, wie er sich gezielt auf die Suche nach neuen Wohnungen begibt. Geeignete Bauplätze findet er derzeit vorzugsweise auf bereits bebauten, eigenen Grundstücken. Im Zuge der Nachverdichtung könne so kostengünstiger als auf unerschlossenen Grundstücken gebaut werden, die ohnehin teuer und auch in und um Bad Homburg rar seien. Die Nachbarn ließen sich von Nachverdichtung leichter überzeugen, wenn deren Häuser aufgewertet würden. Dies sei, wie in einem konkreten Fall, durch neue Balkone, eine neue Zentralheizung, ein neues Treppenhaus oder Penthouse-Wohnungen anstelle sanierungsbedürftiger Dächer möglich. Bauen auf eigenen Grundstücken sei außerdem ein guter Weg, Fremdkapital kostengünstig zu beschaffen.
Schließlich hilft die Sahle Massivbau GmbH Projektentwicklern hinsichtlich des Anteils an geförderten Mietwohnungen. „Geförderter Mietwohnungsbau galt viele Jahrzehnte als verzichtbar. Inzwischen hat sich das geändert. Heute müssen Projektentwickler häufig bis zu 30 Prozent gefördert bauen“, machte der technische Geschäftsführer Eckart Vogler in seinem Vortrag deutlich. Allerdings kenne sich kaum ein Projektentwickler mit dieser Materie aus. „Da springen wir ein. Wir übernehmen von den Projektentwicklern die Verpflichtung, diese 30 Prozent zu realisieren“.
Fotonachweis: BFW Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland