Baulandmangel treibt Kosten weiter in die Höhe

Zahlreiche Vertreter aus Immobilienwirtschaft, Verbänden, Politik und Wirtschaft haben sich anlässlich des Neujahrsempfangs des BFW Baden-Württemberg am 31. Januar 2017 in den Räumen der IHK Region Stuttgart getroffen, um gemeinsam die kommenden Herausforderungen für die Branche zu diskutieren. Als Gastredner gewährte Thomas Strobl, stellvertretender Ministerpräsident und Minister für Inneres, Digitalisierung und Migration des Landes Baden-Württemberg, den Teilnehmern einen Einblick in die wohnungspolitischen Ziele der grün-schwarzen Regierungskoalition.

In seiner Begrüßungsrede blickte Henning Kalkmann, Vorstandsvorsitzender des BFW Baden-Württemberg, auf ein bewegtes Jahr 2016 zurück. Vor allem der Mangel an Bauland stelle die Branche vor große Herausforderungen, was letztlich auch die BFW-Mitgliedsunternehmen zu spüren bekämen. „Dass Grundstücke obendrein oftmals im Höchtsbieterverfahren vergeben werden, erschwert das Vorhaben, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, zusätzlich“, so Kalkmann weiter. Bereits heute seien die immensen Grundstückspreise ein wichtiger Preistreiber am Wohnungsmarkt. „Gerade die langen Vorlaufphasen bis zu Entwicklung neuer Baugebiete macht es notwendig, bereits heute die Bedarfe der nächsten Jahrzehnte vorauszudenken“, machte der BFW-Vorstandsvorsitzende deutlich.

Vor diesem Hintergrund richtete er einen deutlichen Appell an die Politik: „Das Engagement unserer Unternehmen nur als Beitrag zur Eigentumsbildung für selbstgenutztes Wohnungseigentum zu verstehen, ist falsch und zu kurz gegriffen“, so Kalkmann, der in diesem Zusammenhang an eine Empirica-Studie zur Wohnungsknappheit in Schwarmstädten erinnerte. Demnach führe der Bezug eines Eigenheims oder einer Wohnung mit zeitlicher Verzögerung über den sogenannten Sickerungseffekt über mehrere Stufen auch zu einem Freiwerden preiswerten Wohnraums, der dann anderen sozialen Schichten zur Verfügung steht. „In dem politischen Umfeld wird jedoch die Bedeutung des Baus von Eigentumswohnungen auch für den Mietwohnungsmarkt völlig unterschätzt“, betonte der Vorstandsvorsitzende, dessen Thesen in einem anschließenden Impulsvortrag von Dr. Reiner Braun, stellvertretender Vorsitzender des Empirica-Instituts bestätigt wurden. Mehr dazu auf Seite 10 dieser Ausgabe.

Kalkmann übt scharfe Kritik am Klimaschutzplan 2050

Größte Anbieter auf dem Mietwohnungsmarkt seien nicht die großen bestandshaltenden Wohnungsbaugesellschaften, so Kalkmann weiter, sondern vielmehr die vielen kleinen Privatanbieter, die häufig nur über eine einzige Eigentumswohnung verfügen. „Auch die Baufertigstellungszahlen der vergangenen Jahre belegen, dass kontinuierlich mehr als 60 Prozent der fertiggestellten Mehrfamilienhäuser als Wohnungseigentümergemeinschaften organisiert sind. Selbstverständlich wird auch ein Großteil der neu errichteten Eigentumswohnungen wiederum vermietet.“

Kalkmann bezog überdies auch deutlich Stellung zum Thema Klimaschutz: Die Immobilienbranche werde dort auch künftig einen großen Beitrag leisten, so der Vorstandsvorsitzende, „aber wir werden die Energiewende nur schaffen, wenn Wohnen klimafreundlich und bezahlbar bleibt.“ Vor diesem Hintergrund rief er die Politik auf, die wirtschaftlichen und sozialen Folgen des Klimaschutzplans 2050 unverzüglich zu evaluieren und die richtigen Maßnahmen zu ergreifen. Dabei müsse jedoch die Wirtschaftlichkeit im Energieeinsparrecht die wichtigste Messlatte sein. In diesem Zusammenhang übte Kalkmann scharfe Kritik an der Automobilindustrie und mahnte an, dass die Politik nicht vor einzelnen Branchen kapitulieren dürfe. „Die Wohnungs- und Immobilienwirtschaft möchte nicht länger die Melkkuh der Nation sein. Beim Klimaschutz müssen alle ran! Die Innovationskraft unserer Branche darf nicht durch restriktive Vorgaben und immer engere Rahmenbedingungen erstickt werden. Eine Verschärfung der Auflagen wird Bauen und Wohnen weiter verteuern. Gleichzeitig gibt es bis heute keine Reform, die das Bauen billiger gemacht hätte.“

Fotonachweis: BFW Baden-Württemberg