Kubicki sieht keinen flächendeckenden Wohnraummangel

Mehr als 130 Fach- und Führungskräfte der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft sowie Vertreter aus Politik und Medien haben sich kürzlich zur dritten Auflage der ImmoLounge in Stuttgart getroffen. Das etablierte Veranstaltungsformat des BFW Baden-Württemberg bot einmal mehr eine attraktive Plattform zum persönlichen Austausch über aktuelle Trends und Entwicklungen der Branche. Als Key Speaker konnte mit Wolfgang Kubicki, dem stellvertretendem Vorsitzenden der FDP, ein ausgewiesener Wirtschaftsexperte gewonnen werden.

In seiner Begrüßungsrede hob BFW-Vorstandsvorsitzender Henning Kalkmann hervor, dass Wohnen ein Grundbedürfnis sei, das nach demokratischen Werten für alle Bevölkerungsschichten und somit auch für Geringverdiener gelten müsse. Der Wohnungsbau sei ein Thema, das die Politik seit einiger Zeit wieder vermehrt auf dem Schirm habe, wie man nicht nur an der jüngsten Schließung der Wohnraumallianz Baden-Württemberg sehe. Mit dem Bezug auf den politischen Einfluss auf die Immobilienbranche bereitete Kalkmann den perfekten Übergang hin zum Höhepunkt des Abends – einem Impulsvortrag von Wolfgang Kubicki. Unter dem Titel „Marktwirtschaft statt Planwirtschaft – welche regulativen Leitplanken braucht die Wohnungs- und Immobilienwirtschaft“ nahm der Politiker Stellung zu einem brandheißen Thema, das aktuell weit über Branchengrenzen hinaus diskutiert wird.

Kritik an Mietpreisbremse: „Subventionsprogramm für Reiche“

Seinem Ruf ein Mann klarer Worte zu sein, kam Kubicki schon zu Beginn seines Vortrages nach: Um die Schaffung von Wohneigentum zu fördern, müsse die Grunderwerbssteuer für Erstkäufer von Wohneigentum dringend abgeschafft werden, betonte er. Und begründete seine Forderung mit einem Auszug aus Artikel 14 des Grundgesetzes: „Das Eigentum und das Erbrecht werden gewährleistet. Aber leider ist das bloß graue Theorie und die Realität sieht vollkommen anders aus“, kritisierte er. „Wir haben in Deutschland europaweit die geringste Eigentumsquote.“ Daher sei eine Veränderung des Baurechts ebenfalls absolut unumgänglich.

Auch die umstrittene Mietpreisbremse bekam ihr Fett weg, die er als Subventionsprogramm für Reiche bezeichnete. Nur um dann schmunzelnd hinzuzufügen, dass er als wohlhabende Person eigentlich keinen Grund habe, sich darüber zu beschweren. Eindeutig Stellung nahm der 64-jährige auch zum Thema Wohnraummangel. Aus seiner Sicht herrsche in Deutschland kein flächendeckender Wohnraummangel, sondern lediglich in den großen Städten und Ballungszentren. „Es gibt eine klar erkennbare Landflucht in die urbanen Zentren. Dabei nimmt zum Beispiel die mangelnde Versorgung eine zentrale Rolle ein“, skizzierte er eine der Kernursachen dieser Entwicklung.

Neben wohnungspolitischen Themen fand Kubicki in seinem Vortrag die Zeit für Ausschweifungen in verschiedene Bereich wie der Anthropologie. Das generelle Problem in der Gesellschaft sei, so Kubicki, dass Menschen veranlasst werden etwas zu wollen, das sie eigentlich gar nicht wollen. „Das untergräbt die demokratische Grundordnung und ehrlich gesagt, geht mir das gewaltig gegen den Strich. Denn ich bin ein freier Bürger und kein Untertan.“ Nicht nur für dieses Statement erhielt der FDP-Politiker lauten Applaus und sorgte für den einen oder anderen Lacher im sichtlich amüsierten Publikum.

Fotonachweis: BFW Baden-Württemberg