Politik und Immobilienwirtschaft im Dialog

Rund 150 Vertreter aus Immobilienwirtschaft, Verbänden, Politik und Wirtschaft haben sich anlässlich des Neujahrsempfangs des BFW Baden-Württemberg am 3. Februar 2016 in den Räumen der IHK in Stuttgart getroffen, um gemeinsam die kommenden Herausforderungen für die Branche zu diskutieren. Als Gastredner bezog Winfried Hermann (Grüne), Minister für Verkehrs und Infrastruktur des Landes Baden-Württemberg, Stellung zur Novelle der Landesbauordnung und wagte einen Ausblick, mit welchen Maßnahmen der Wohnungsbau angekurbelt werden könnte.

Henning Kalkmann, Vorstandsvorsitzender des BFW Baden-Württemberg, erinnerte in seiner Ansprache an zahlreiche polarisierende Themen, die die Immobilienbranche in den vergangenen Monaten beschäftigt haben. „Deutschland blickt auf schwieriges Jahr 2015 zurück. Beherrschte das griechische Schuldendrama zunächst die Schlagzeilen, rückte im Lauf des Jahres die Flüchtlingskrise vermehrt in den Vordergrund. Nicht zuletzt dadurch haben die Themen Wohnungsbau und Stadtentwicklung an Bedeutung gewonnen.“

Viele Menschen könnten ihre persönlichen Vorstellungen des Wohnens nicht mehr erfüllen. Die Preisentwicklung auf dem Wohnungsmarkt mache es gerade jungen Familien immer schwerer, Eigentum zu bilden. „Diese Anspannung, insbesondere in den Ballungsräumen, ist natürlich für alle gesellschaftlichen Gruppen spürbar“, betonte Kalkmann. Aus Sicht des BFW folge der Wohnungsmarkt einfachen wirtschaftlichen Gesetzmäßigkeiten, machte der Vorstandsvorsitzende deutlich: „Ein knappes Angebot führt zu steigenden Preisen, Zuzug führt wiederum zu steigendem Bedarf. Vor diesem Hintergrund stehen die Kommunen vor der Herausforderung, Tausenden Flüchtlingen adäquate Unterkünfte anzubieten. Um neben den Flüchtlingen auch Familien, Alleinerziehende und Studierende angemessen unterzubringen, ist einfach notwendig, mehr zu bauen, um die Spannung auf den Wohnungsmärkten zu dämpfen“, so Kalkmann weiter.

Der über Jahre entstandene Fehlbedarf werde nun durch den Zuzug von Flüchtlingen verschärft. Deshalb habe der BFW immer wieder deutlich gemacht, dass die Mitgliedsunternehmen gerne bauen möchten. Kalkmann: „Was allerdings fehlt, sind die entsprechenden Grundstücke sowie die Bereitschaft der Politik, der Regulierungswut ein Ende zu setzen und stattdessen passende Anreize zu liefern, die das Bauen wieder attraktiver machen. Ein aktueller Ansatz ist die vom Bundeskabinett verabschiedete Einführung einer Sonderabschreibung. Die Gebäudeherstellungskosten sollen demnach nicht mehr als 3.000 Euro pro Quadratmeter betragen, wobei eine Begrenzung auf 2.000 Euro pro Quadratmeter vorgesehen ist.“ Dem BFW gehe dieser Ansatz jedoch nicht weit genug, so der Vorstandsvorsitzende. Seit Jahren bereits setze sich der Verband für eine Erweiterung der Sonder-AfA auf eigengenutzte Wohnungen ein. „An dieser Forderung halten wir fest“, so Kalkmann.

Bauträgerpreis 2016

Im Rahmen des Neujahrsempfangs haben BFW-Vorsitzender Henning Kalkmann und Senator E. h. Herbert Klingohr von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen den Bauträgerpreis 2016 an Thomas Hambalek verliehen. Der Student wurde für seine Abschlussarbeit zum Thema „Kann durch den Paradigmenwechsel ein ökonomischer Mehrwert für Immobilien erreicht werden? Cradle-to-Cradle-Konzepte in der Immobilienwirtschaft“ ausgezeichnet. Hambaleks Bachelor-Thesis trage, so Klingohr in seiner Laudatio, insbesondere der Nachhaltigkeit Rechnung. Der Preisträger bekräftigte dies in seiner Dankesrede: „Aktuell wird viel produziert, um es anschließend zu entsorgen. Beim Cradle-to-Cradle-Prinzip ist das anders: Hier wird das eingesetzte Material vollständig wiederverwertet. Dies ist ein spannender Ansatz für die Immobilienbranche, da Verbrauch und Kosten gesenkt werden können.“

Fotonachweis: BFW Baden-Württemberg